Ewig wohl rollen wir die Hoffnung den Berg hinauf
Es lebt..das Herz spiegelt sich wie ein Tausendsassa, überdauert Kälte und Trockenheit. Ausgezehrt und staubig atmet es durch unsere Schritte. Egon Schiele kannte Rimbauds Trunkenes Schiff auswendig. Wir alle sind trunken. Trunken von trüben Tagen, denen keine Schwärze in all ihren Nuancen mehr fehlt. Sie schreibt sich brennend und Asche glühend über die Worte. Sie zerlaufen, wie Glut die Berge hinunter, auf denen wir mühselig die Hoffnungen hinaufrollten. Angetrieben dort oben endlich auf die Äonen des Besseren zu treffen.
Die bemoosten Hände all der Zeit, in der der Mensch versucht das Gute zur Sonne zu rollen, bestückten die Herzflechten an den Abgründen. Ein Stein auf den Schultern gegen unzählige, die uns entgegen geworfen wurden. Fallen, stolpern und aufgeben sollen wir. Und trotzdem, wie oft auch und wie mühselig immer wieder der Aufstieg zum Menschlichen war, wie oft man uns unterwegs auf die Finger trat, in der Hoffnung, dass wir aufgeben, wie oft das Helle vergiftet wurde, damit der rollende Stein uns zerquetschen sollte und ihre geworfenen uns begraben sollten...trotzdem...wir begannen immer wieder neu aufzusteigen. Hoffend auf Gerechtigkeit, Frieden, Leben. Wünschend die anderen Hände der vielen, die es gleich taten und aus anderen Ecken der Welt Gedanken gefüllt aufeinander trafen und die Mühe auf sich nahmen.
Wir alle, die daran glauben, dass Schiffe auch ohne Wasser unterm Bug fahren können, dass sie in all dem bösartigen Stürmen nicht unter gehen, wir alle flickten die Segel immer wieder neu und wir rollten und rollten den Stein der Lasten auf unseren Schultern. Die Schiffe sind unsere Gedanken, unsere Wünsche, unsere Bitten und unsere Verzweiflung und der Tod all des Unrechts wusch seine Schwärze am verwitterten Schiffsholz ab.
Doch wenn wir nicht weiter rollen und weiter Gedankensegeln, dann verwesen wir lebendig.
Bild und Text Lotta Blau, 2020