Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Glaubst du wirklich,
der Bundeskanzler,
der Generaldirektor,
die Nachrichtensprecherin,
der Hollywood Star
sind wichtiger
als der Bettler vor dem Supermarkt?

Warum interessiert uns
das Kind des Vizekanzlers,
oder der englischen Herzogin
mehr, als das KInd,
das in Afrika verhungert,
oder  Mittelmeer ertrinkt?

Warum wissen wir,
wie krank der Autorennfahrer ist,
aber nicht, wie´s unserer Nachbarin geht,
die wir schon lang nicht mehr gesehen haben?

Warum interessieren uns die Geschichten des vergreisten Schauspielers mehr,
als die unseres alten Onkels?

Der Ex Politiker,
der Leute hinrichten ließ,
ist beliebter,
als der Kapitän,
der Mensch rettet,
jener wird hoch geehrt
der andere muß ins Gefängnis

Warum nehmen wir die Leute
die so gern in der Öffentlichkeit glänzen
und von den Medien noch hingezerrt werden
lieber wahr,
als die Menschen neben uns?

Warum nur?

Thomas Macek 

Bild:Lotta


Sie stehen
stehen in Lärm,
in Staub und Schmutz
in Hitze und in Kälte.

stehen angebunden an den Wagen
Stund um Stunde
Tag um Tag
Jahr um Jahr,
und wenn sie gehen,
dann ziehen sie die Kutsche
mühsam durch den Autogestank

Wundgescheuert ,geschwollen
sind die Gelenke,
müde, erloschen das Auge.
Bäume gibt es für sie nur
am Rande der Straßen,
weiche,
weite
duftende Wiesen
nur in manchen Träumen.

Ihr Ende der Schlachthof
verbraucht
mißbraucht
zum Tode erschöpft.

Es ist Tradition , sagt man..
und die Touristen zahlen´s
Und was die Pferde denken,
was sie fühlen,
das kümmert niemanden.

© Thomas Macek

Bild:free


Ja, wir haben´s ja.

Die Regale sind  voll,
die Geldtaschl´n weniger,
aber es geht sich schon aus,
daß wir net verhungern

Also
kaufen wir ein
und kaufen viel ein,
und kaufen noch mehr ein
viel mehr,
als unser Magen vetragt,
und wenns uns zuviel st,
dann schmeißen wir´s weg!
Zack
weg.
Da wird schon ein Vogerl kommen
,das sich das Würstel dann holt.

Ich hab zwar gelesen,
daß irgendwo Kinder verhungern
ja, da kann man nix machen
ich kann das Würstel ja net
nach Afrika schicken
Hauptsache mir geht´s gut
und ich bin satt
und mein Bauch wächst
der Rest der Welt
ist mir doch wurscht.

Wir ham viel
wir kaufen viel
wir essen viel
und trinken noch mehr
und schmeißen viel weg
wir haben´´s ja.

Und daß das Stückerl Wurst
einmal ein Stückerl Leben war,
das dann im Mist liegt
naja wen interessiert das schon.

Bild und Text Thomas Macek 2019


Da streiten sich die Leut herum
und sie streiten, und sie streiten

weil jemand eine  andere Meinung hat
weil jemand etwas anders sieht
weil sich jemand anders kleidet
weil jemand anders ißt,
weil jemand anders denkt
weil jemand anders ist,

Und der Andere wird zum Feind
wird angegriffen
wird bekämpft.

So leicht ist es,
die Mitte zu verlieren,
so leicht ist es
zum Krieger zu werden.
wenn man auf jeden Fall
den Kreuzzug führen will,
die eigene Meinung zu erkämpfen,
gegen eine Welt von Feinden,
auch , wenn die nur eingebildet sind.

Und ja nicht Ruhe geben!
Ja nicht einlenken , oder freundlich werden!
Nur immer weiter die Attacke reiten,
wie im Hunnensturm.

Denn Recht zu behalten,
sei´s auch scheinbar,
das geht doch über alles.

Und sei der Anlaß  noch so nichtig
da streiten  sich die Leut herum
und sie streiten , und sie steiten,
und warten auf den Weltfrieden.

© Thomas Macek

Bild:free


Ich laß mir so gern was befehlen!
Wurscht was,
es wird befohlen
ich mach´s
das macht mir a Freud.

Und dann schau ich zu,
ob sich auch andere
brav an  die Befehle halten.
Und wenn sie sich nicht dran halten
dann vernader ich sie
das macht Spaß

Ich laß mir so gern was verbieten
wurscht was,
es wird verboten
ich mach´s nicht.
und dann schau ich zu,
ob sich auch andere
brav an die Verbote halten,
und wenn sie sich nicht dran halten,
dann vernader ich sie.

Ja ich bück mich gern
und laß mich gern treten
alles für den Staat
alles für die Obrigkeit
und wer´s mr nicht gleich tut,
den verfolg ich
und den tret ich
alles für den Staat
alles für die Obrigkeit

Selber denken
selber handeln
das will doch kein Vernünftiger
kein gut Erzogener
brav sein
angepaßt
schicklich
nix tun
was die oben verägern könnt
sei´s die Mama
der Chef
die Stadträtin
oder der Kanzler
so kommt man durch die Welt.

Und wehe dem
der anders sein wird.
den schau ich  bös an
den verfolg ich
den exekutier ich
und wenns erlaubt wird, dann
hol ich das Hackl aus dem Keller
und warte auf Befehle.
denn Ordnung muß sein.

ich tu was man mir sagt,
ich steh auf,
wenn´s der Kanzler sagt,
ich schimpf auf die anderen
wenn´s die Zeitung sagt ,
ich applaudier dem Tenor,
der im Fernseh´n singt,
ist doch egal
ich versteh ja nix davon
wenn die oben sagen,
wird´s schon stimmen

ich muß nicht nachdenken , das ist bequem
und  die, die denken,
mag ich eh nicht.

ich laß mir so gern was befehlen
ich laß mir so gern was verbieten

ich sag danke für jeden Tritt
und trete dann mit Lust
alle , die sich nicht ducken,
wie ich.

Thomas Macek



Wir reichen den Faschisten
wiederum die Hand
und heißen sie
wieder willkommen!

Ach, das was damals geschah,
das ist ja alles so lange her,
wir wollen ja nimmer davon reden,
von den Lagern
den Toten
den Foltern
wer weiß denn,
wie es wirklich war,
wir wollen nimmer davon reden.

Laßt sie ihre alten Lieder singen
laßt sie ihre alten Reden schwingen
sie sind doch nett
sie tun uns net weh
und ihre Lieder sind lustig,
das mit der siebenten Million
und auch so schön
so bleiben wir doch treu
wo gibt´s  denn Treue noch
und Heimatliebe?

Ja sie kommen wieder,
die Faschisten,
sie heißen jetzt zwar anders
aber man kann sie schon erkennen

Tucholsky ist tot
und Kästner
und Brecht
jetzt greift sie nemand mehr an,

und man sieht sie im Fernsehen
und hört sie im Radio
und sie tanzen in der Hofburg
und präsentier´n sich am Opernball
nehmen teil am Staatsakt
und wir klatschen dazu
man darf doch nicht
so kleinlich sein  heute
wir als Patrioten
wir ehren doch die Tradition.

Tucholsky hat sich umgebracht
1935  im Exil
was würde er heute tun?
Brecht ist tot
was würde er heute schreiben.
Auch Kästner lebt nicht mehr
würde er heute schweigen?

"Die Faschisten steh´n im Wartesaal"
schrieb der Werner Schneyder,
nun, sie haben den Wartesaal verlassen
woran viele nicht glaubten,
es ist wahr:
sie sind wieder ,
im neuen Gewand
mit altem Geist
und alten Liedern

wir reichen ihnen die Hand,
lassen sie singen
lassen sie reden
lassen sie handeln
halten still
sehen weg
reden schön
stimmen zu
es ist doch alles nicht so schliimm

oder?

Oder doch?

Thomas Macek

Bild:free