Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden



Der Wunsch

Ein Junge traf einmal eine Feenkönigin. Hast du einen Wunsch, kleiner Junge?, sagte sie und schaute das Kind wie aus einer anderen Welt an, die nicht wirklich sein konnte.

Der Junge war ganz gelassen und erwiderte: Da ich nur einen Wunsch habe, möchte ich ihn mir ganz genau überlegen...darf ich morgen wieder kommen? Die Feenkönigin lachte...du bist sehr klug und handelst überlegt. So soll es sein. Komme morgen um die gleiche Zeit wieder. Ich werde auf Dich warten. Der Junge nickte und ging nach Hause. Schlafen konnte er die ganze Nacht nicht. Zu viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Ein einziger Wunsch...nie im Leben würde er so eine Chance wieder bekommen. Wenn es diese Königin überhaupt gab. Vielleicht war auch alles nur ein Hirngespinst.

Am nächsten Tag ging er pünktlich zum Treffpunkt. Die Feenkönigin war aber nicht da. Da war der kleine Junge sehr enttäuscht und traurig. Gerade wollte er sich umdrehen und wieder gehen, da rief eine liebliche Stimme aus einem Baum am Weg.

Du, kleiner Junge, sage mir deinen Wunsch....ich will ihn dir erfüllen.

Wo bist du? Ich kann dich nicht sehen, liebe Königin.

Da sagte sie: Das musst du auch nicht. Vertraue darauf, dass ich da bin und dir deinen Wunsch erfüllen werde. Nun kannst du das?

Naja, sagte das Kind. So ganz wohl ist mir dabei nicht, aber ich will dir glauben.

Nun denn...sag, was wünschst du dir, sprach die Feenkönigin aus dem Hintergrund.

Ich habe lange überlegt. Die ganze Nacht kein Auge zu bekommen. Es gäbe so viele Wünsche...Spielzeug, mehr Freude und mehr Essen, ein paar neue Schuhe oder eine Hose für mich- auch ein Buch wünsche ich mir schon so lange, dass mir die schönsten Märchen erzählt, doch ich will mir nur dieses wünschen:

Ich wünsche mir, dass der Baum hinter unserem Haus unsterblich wird.

Ach, sagte die Fee ganz erstaunt...das ist aber ein sehr ungewöhnlicher Wunsch.

Naja, sagte der Junge...So lange, wie der Baum lebt haben wir seine Früchte und damit weniger Hunger, haben Schatten, haben Schutz vor dem Wind und dem Regen unter ihm, können wir unsere Schaukel an seine Äste hängen, haben den schönsten Anblick und Duft seiner Blüten im Frühling, dadurch haben wir Bienen und durch sie Honig, doch vor allem singen die Vögel morgens und abends in ihm und das verzaubert unser Herz und klingt so wunderschön, dass man jeden Tag ins Träumen kommt, auch leben andere Lebewesen im und auf dem Baum...Eichhörnchen zum Beispiel oder Insekten... unter ihm wachsen oft Pilze und der Baum und sie helfen sich gegenseitig zu ernähren und zu wachsen. So können wir auch Pilze ernten. Er schenkt uns reine Luft und sogar Bilder und Gedichte über ihn fallen uns ein. Zudem lehrt er uns seine Weisheiten und erzählt uns in unseren Träumen Geschichten. Im Sommer feiern wir unter ihm und manchmal tanzen wir um ihn herum.Ich werde einmal Kinder haben und diese auch wieder Kinder und es wäre sehr schön, wenn es den Baum dann noch geben würde. Manchmal schaue ich ihn auch nur an und spüre so viel Liebe und Glück. Selbst, wenn es einmal Streit gab, so meine ich oft, vermag dieser Baum ihn zu schlichten, in dem wir uns unter ihm treffen und zusammen schaukeln oder spielen.

Darum liebe ich diesen Baum so...und möchte, dass er ewig lebt. Nur dieser eine Baum, weil es viele von ihm gibt und er doch ganz besonders für mich ist.

Gut, so soll es sein und nun geh nach Hause, mein kleiner Freund.

Auf dem Weg dachte sich der Junge, es wäre wohl doch eher ein seltsamer Traum gewesen und lächelte in sich hinein. Solch Wesen gab es doch nicht wirklich und er wollte niemandem etwas davon erzählen.

Am nächsten Tag war ein Orkan angesagt. Der zog über das Land und auch natürlich über den Ort, wo der Baum stand. Alle Bäume, außer dem hinterm Haus, kippten um oder knickten ab.

Seltsam, fand der kleine Junge. Doch noch immer dachte er sich nicht wirklich etwas dabei.

Auch am nächsten Tag gab es ein Unwetter und Blitze trafen auf die Erde. Nun könnte man meinen, da der Baum noch als einziger stand und in den Himmel ragte, es hätte in schlimm getroffen....doch der Baum blieb unversehrt.

Als das Kind dann auch noch am Ende des Gartens in das kleine Häuschen trat, in dem sonst alles gelagert wurde, um den Garten zu bewirtschaften und alles das vorfand, was er der Feenkönigin als erstes nannte, war er fassungslos...Sogar das Märchenbuch lag dabei.

Er trat aus dem Häuschen hinaus und umarmte den Baum und als er in seine Krone hinauf schaute, erkannte er die Umrisse der Königin.

Du hast so ein liebes und gutes Herz und bewiesen, dass du nicht nur an dich selbst denkst, darum schenke ich dir all diese Sachen, rief sie nach unten zum Kind. Nun hab deine Freude damit und kümmere dich gut um den Baum.

Lotta Blau

Bild:free