Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

 

Tellerrand der Welt


(...) Ver-rückte. Vielleicht auch Ent-rückte sind mir lieb, denn sie kennen sich damit aus, sie wissen darum. Der Tellerrand der Welt ist ihnen ein Vertrautes und sie fallen nicht hinunter, weil sie gelernt haben, manch Abgründe zu sehen und aus ihnen Lehren zu ziehen. Ihr Blickfeld ist ein buntes und kein schwarz-weiß Bildnis. So erst kann die Kunst wahrhaftig werden. Wenn Hundertwasser mit seinem Schiff segelte, dann erinnert mich das bisschen an Einstein. Der eine liebte den Regen, der andere konnte nicht einmal schwimmen. Da der Mensch sich zu einem großen Teil ja selbst erfindet - sein Selbst - ist er der größte Phantast. Je größer die Fantasie, um so größer das Kopf-All, aus dem Neues entstehen kann. Wie sagte schon Einstein? Die Phantasie ist grenzenlos...wenn er auf seinem Segelboot auf der Havel unterwegs war, nahe seines Sommerhauses, übrigens von Wachsmann konstruiert, dann verdrängte er, dass er nicht schwimmen konnte. Ver-rückte seine Realität, damit die Gefahr und brauchte, wie jeder Mensch seine Fluchten, nicht nur vor den Nazis. Phantasien sind auch Fluchten. Sie können vieles sein. Sie müssen aber ver-rückt sein.

Die Fortschritte der Menschheit sind den Ver-rückten zu verdanken. Meine damit nicht die Atombombe. Nein, aber das Ver-rückte, dieses Andersdenken, das ist kreativ. Ich weiß, ich weiß...der Begriff ist heute ausgelatscht. Dennoch, Kreativität ist und war der Motor der Evolution. Da geht es schon weiter...Evolution. Jeder denkt nun an Affen und Darwin, dabei muss das nicht so sein, ein Gedanke ist schon evolutionär, ja revolutionär kann er sein. Revolution, ich weiß, jeder denkt sofort an Umsturz oder Gewalt. Dabei kann jeder Schritt, jeder Gedanke eine Revolution sein. Jedes Entgegenlehnen ist eine Revolution, jedes Wort kann es sein, jede Bewegung. Es sind immer die kleinen Schritte, nicht die großen, schnellen, die den Menschen überrumpeln und damit überfordern, was oftmals wiederrum Unruhe und Unfrieden bringt. Die langsame Welt ist eine andere, als die schnelle. Langsamkeit bedeutet eine andere Wahrnehmung, und damit ein anderes Denken und Fühlen.

Als ich einmal in Hamburg eine Hafenrundfahrt mitmachte, da klatschten die Wellen gegen den Bug. Es war windig und der Kapitän war leicht betrunken. Ich merkte es sofort. Dennoch bin ich mitgefahren. Die Neugier trieb mich und die Frage, ob es Zufälle gibt oder nicht. Würfelt Gott? Gott...Gott ist selbstverständlich auch Natur, göttlich ist natürlich und natürlich ist Vertrauen. Dazu gehört es auch gewisse Gefahren auszublenden. So, war es vielleicht auch bei Einstein. Diese gewisse Gelassenheit, trotz des Wissens um eventuelle Gefahren. Das macht eben auch den Unterschied. Ein Wort in Langsamkeit oder in Schnelle. Schält man das Wort oder nimmt man es und fertig? Stolpert man über ein Wort und erkennt welches Vermächtnis es haben kann, oder konsumiert man es?


Lotta Blau


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