Die alte Dame und ihre Glückshüte
Gestern, als ich auf den Bus wartete, gesellte sich eine ältere Dame zu mir...sie war kunterbunt angezogen, aber nicht so, dass die Farben nicht zusammengepasst hätten...nein, es war ein netter, fröhlicher Anblick. Auf dem Kopf hatte sie einen Hut aus Zeitungspapier...so gefaltet, wie wir als Kind ein Schiffchen daraus bastelten, um es dann in eine Pfütze oder kleinem Bächlein zu setzen. Wir sahen zu, wie es die Strömung mit sich nahm...staunten, wie es hin - und her schaukelte und doch nicht unterging. Staunten, dass Papier dies schaffen konnte.
Liefen am Ufer mit...irgendwann dann verfing es sich...es hatten sich verschiedene Äste an Steinen verfangen und bildeten einen kleinen Staudamm...da schwappte das Wasser dann oft über das kleine Zeitungspapierboot und es ging unter.
Solche Staudämme bauten wir aber auch selbst...wateten stundenlang im Bach herum - suchten passende Steine und stapelten sie...die Füße eiskalt mit der Zeit...es war uns egal.
Manche dieser kleinen Bäche hatten das sogenannte Katzengold...Sand der glitzerte. Quarzanreicherung...doch damals wussten wir das noch nicht. Wir bestaunten einfach dieses schimmernde Wunder auf das Sonnenstrahlen fielen und es im Wasser flimmerte und flackerte...
Hin - und wieder sahen wir kleine Fische...die sobald wir auch nur näher kamen und unsere Schatten über ihnen hingen wie wild und flink auswichen und sich versteckten.
Manchmal hatten wir auch Regenstiefel an...oder Gummistiefel...und es kam auch vor, dass das Wasser im Eifer des Gefechts hinein schwappte - dann standen in den Schuhen die Füße im Wasser. Es quietschte beim Gehen und rieb auch schon so manches Mal durch das Sand- Wasser-Gemisch die Fersen wund und offen...
Hat uns aber nicht abgehalten...War uns egal...
Glücklich waren wir...mehr brauchten wir nicht.
Diese wunderschönen Erinnerungen schenkte mir der Anblick und das Gespräch mit der alten Dame, die übrigens schon beinah achtzig Jahre alt war.
Wollen sie einen Glückshut haben?, sagte sie zu mir...Kostet drei Euro...und sie hätte noch andere in ihrem Gepäck, hätte heute schon viele verkauft. Das Geschäft liefe gut, auch am Flughafen. Sie erzählte mir noch ein wenig aus ihrem Leben...wie sooft die Menschen einfach Platz neben mir nehmen und von allein anfangen zu reden.
Ich wollte sie nicht in Verlegenheit bringen, denn sie hatte sicher keine weiteren Hüte im Gepäck...denn sie erzählte allerhand Wirres nebenher. Dafür nahm ich sie mit in meinem Erinnerungskoffer. In dem alle so wundervollen Stunden jederzeit abrufbar sind...unbeschwert in der Natur- allein oder mit Freunden. Sie hatte mir mit ihrem Glückshut- übrigens festgehalten mit einer rosa Haarklammer- gerade mein Herz in jene Glücksmomente zurückversetzt...
Lotta Blau,2018
Bild:free