Planet der Hasen und Zirtalius, der Diktator
Es begab sich einst, dass sich nach vielen Jahren Sorgenfreiheit und Frieden, die Bewohner eines fernen Planeten, Namens Manuron, plötzlich veränderten.
Äußerlich würde man auf der Erde sagen, sahen sie alle gleich aus. Das jedoch stimmte nicht, denn der Mensch sah diese Wesen nur mit seinem eigenen Blick an. In Wahrheit sahen sie bunt aus und ein jedes dieser Wesen, man würde auf der Erde sagen - Hasen, konnte nicht verschiedener sein. Allerdings eines hatten sie gemeinsam und zwar alle. Sie waren dennoch ein Herz und eine Seele und nie wäre es ihnen jemals in den Sinn gekommen, den anderen seine Einzigartigkeit übel zu nehmen oder abzustreiten, geschweige denn, sich jemals gegen einen anderen zu stellen. Und wenn es darauf ankam, dann hielten alle zusammen. Es ging schließlich um ihr Leben und ihren Planeten. Miteinander und Füreinander war oberstes Gebot. Nicht angeordnet, sondern sie lebten es aus tiefster Überzeugung.
Bis, ja bis eines Tages ein altbekannter Bösewicht Namens Zirtalius nach vielen, vielen Jahren erneut Kurs auf Manuron nahm. Da es schon so lange her war, kannten ihn alle und das was er einst angerichtet hatte nur noch aus Erzählungen. Nun also sah man sich plötzlich vor einer Herausforderung, die es so noch nie gab.Plötzlich geriet ihr so gehegtes Miteinander aus den Fugen, denn nun zeigten sich die ganz verschiedenen Charaktere anders als sonst. Natürlich berieten sie sich und jeder unterbreitete seine Vorschläge, wie und was man tun könne, um das Unheil von damals nicht noch einmal erleben zu müssen. Denn einst wurden beinah alle von ihnen umgebracht.
Manche bekamen Angst, andere entdeckten plötzlich in sich Mut, wieder andere wollten dem Ganzen nicht glauben, hielten es für ein Gerücht und dann gab es noch jene, die sich entweder ganz enthielten oder immer mehr die Gefahr ignorierten. Mit dieser neuen Situation kamen wenige direkt zurecht.
Von Tag zu Tag kam die Bedrohung näher und Zirtalius, der einstige Diktator, würde ihr Leben abermals bedrohen. Niemand konnte auch sagen, wie Zirtalius es geschafft hatte, nach all den Jahren, sie überhaupt zu finden. Keiner konnte sich zudem erklären, wie es möglich war, dass er überhaupt noch lebte. Aber ihre Kundschafter hatten sein Raumschiff entdeckt und es gab nur einen, der ein derartiges überhaupt steuern konnte. Es war jenes von damals. Nichts war anders. Es sah noch genauso aus. Das bezeugten die Bilder, die man aufbewahrt hatte und mahnend überall aushingen. Schwarz und kalt, mächtig und voller Waffen- so, wie einst, so schilderten es die Kundschafter, sähe es immer noch aus.Man glaubte damals, als er verurteilt und daraufhin auf die dunkle, kalte Seite des Mondes verbannt wurde, dort käme er nie wieder weg. Nichts ließ man ihm da, was eine Flucht hätte ermöglichen können. Und doch schien es ihm nun irgendwie gelungen. Aber das war eine Frage für die gerade keine Zeit mehr war sie zu beantworten.Nun also schien es, hatte er es doch geschafft und raste auf ihren Planeten zu.
Die Panik und die Angst verbreiteten sich immer schneller. Bald machte man sich auch gegenseitig Vorwürfe, begann plötzlich den jeweils anderen argwöhnisch zu betrachten.Jeder erwartete vom anderen, er möge ihm nach dem Mund reden und der gleichen Überzeugung sein. Die Selbstverständlichkeit den anderen zu akzeptieren, wie er ist, war abrupt verloren. Einige versuchten dieses zu stoppen und riefen immer wieder zur Vernunft auf, doch der Prozess der Selbstzersetzung einer Gemeinschaft war schon im Gange und da man jene Friedensstifter nun auch noch als unnötig ansah, kippte das Miteinander in zwei Lager. Die einen waren dafür abzuwarten, was passieren würde und wollten zunächst einmal mit dem einstigen Diktator reden. Die anderen nahmen sich spitze Gegenstände und wollten sogleich in den Kampf ziehen.
Es gab einige Wenige, die ganz anders reagierten. Sie versuchten zu retten, was noch zu retten war und hatten doch keine Chance, die zwei Fronten wieder zu vereinen. Ja, sie wurden selbst als Feind erklärt. Sowohl von der einen Seite, als auch von der anderen. Sie hatten doppelt zu tragen, an dem Elend, das sich immer mehr ausbreitete. Eltern zogen ihre Kinder vom anderen weg, andere verboten mit dem "Feind" zu sprechen, wieder andere schworen sich Rache. Und so begannen sie sich zu hassen. Dann kamen sie auf einmal auf die Idee den Planeten neu einzuteilen und begannen Grenzen zu ziehen. Bauten Zäune und stellten Wachen auf. Sahen plötzlich den Krieg gegeneinander gekommen, bastelten sich Rüstungen und schmiedeten Helme. Schon eine kurze Zeit später standen sie sich als Feinde gegenüber. Stellten sich auf und schworen jeder auf sein Land. Dann begann das Blutvergießen und es gab viele, viele Opfer zu beklagen. Die Friedensstifter hatte man eingesperrt und ihnen und ihren Nächsten übel mitgespielt. Der ein oder andere hatte die Gewalt nicht überlebt und verstarb an ihren Folgen.
Und wie sie da so standen, da gab es einen unglaublich lauten Knall und ein Feuer entzündete sich. Mitten im Gefecht der Hasen war der einstige Diktator auf ihrem gemeinsamen Planeten gelandet.
Erschrocken ließen die Hasen voneinander ab und begriffen, was sie getan hatten. Doch viele von ihnen lebten nicht mehr und so waren sie nun zu Wenige, die den Bösewicht besiegen könnten. Der hatte nun leichtes Spiel und nahm den Rest der Lebenden in seine Gewalt und damit auch den Planeten, der einst so voller Liebe und Hoffnung war und unterjochte alles zu seinen Sklaven. Nur zwei hatten es geschafft zu entkommen. Sie flüchteten unbemerkt im Gewimmel des Kampfes. Während sie gegeneinander die Waffen erhoben sahen sie sich in ihr Gesicht und erkannten dass ihnen jeweils ein alter, guter und einstiger Freund gegenüber stand. Ließen die Waffen fallen und rannten zusammen um ihr Leben.
Nun waren sie die Hoffnung den Planeten abermals zu befreien. Zusammen hätte man es schaffen können. Alle gemeinsam - aber nur zwei?
Es ist nicht bekannt, ob sie es schafften, aber, was man nicht wusste...es waren noch einige mehr geflohen. Nämlich in jenen Augenblicken, da sich die Hasenarmeen bekriegten. Da befreiten sie sich. Schlüpften in Raumanzüge, setzten sich in die Kundschafterschiffe und nahmen Kurs auf die Erde.
Seitdem leben sie unter uns. Und staunen, dass das, was sie einst erlebten auch uns nicht fern ist.
Bild und Text Lotta Blau, 2020