Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Ungeborene

Wir haben Ruinen in uns und treiben die Brücken auseinander. Wir stellen unseren Sonnen faulige Spiegel in den Weg. Verkaufen diese Bildnisse überteuert und preisen sie als Werbung des großen Wir. Die Fäulnis riecht übel. Jeder kann es riechen und doch will es keiner zeigen.

Wir sind noch immer Ungeborene und verharren eingerollt im All unserer Köpfe. Unsere Hände versuchen das Schöne zu greifen und halten inne. Unsere Beine haben sich auf den Wegen verfangen und sind gefallen. Wir kriechen auf dem Leim der falschen Propheten und danken noch dafür.

Manchmal erinnern wir uns. Eine Wolke, ein Tier, ein zärtliches Laubwehen, ein Dorn im Wort. Dann entdecken wir ein schäumendes Sandgefüge in uns, das seine Körner zu den Stürmen treibt. Bis zu verbliebenen Oasen einer tief empfundenen Freude. Dann bleibt nur dieses tiefe Liebende in uns. Vielleicht einen Nanomoment ist das Gefüge in uns unscheinbar geworden und der Spiegel wird ein Übergang. Hinaus aus den Mühlen und hin zum Lauschen des Meeres in uns. Als könnten wir Weltenwechsler sein.

Lotta Blau, 2020