Morgen-Land
Pulsierende Schnelligkeit, die sich durch Sanduhren treibt. Eines drückt das andere nach unten und will sich doch nur selbst retten. Sie nehmen alles mit. Die Vergangenheit, das Nanomoment des Scheinbaren, die Rufe, die durch die Jahrhunderte gehen: Werdet, seid und geht...vergeht, zerfließt vom Morgensommergrau in winterblaue Gestirne. Das Herz ist leer, der Kopf ist voll. Die Augen zittern lastbeladen nach Stillstand. Jedes Herz hat ein Auge, das lacht, träumt, liebt und weint. Es schläft nie, aber ist unendlich müde die Tage zu spiegeln. Die Nächte heilen sein Bitten nach Ruhe. Da legt es seine inneren Bäche in ein Boot und befüllt es mit Salz.
In der Kammer, in der es lebt, atmen die Wände, zucken, speien, frieren und schwitzen. Es muss ja alles ertragen. Jeden Herzton, jedes Rauschen in den Gefäßen, die sich mit Zeitsand füllen und es berieseln, wie eine Wüste.
Es bäumt sich und wirft sein Augenwasser drüber. Immer wieder. Bis ein Garten entsteht, in dem eine nachtblaue Blume blüht. Erträumt...es gäbe irgendwann bleibend ein Sommeratmen. Bunte Wiesen umzäunen den Garten, Meere im Azurblau schenken Horizonte. Die Möwen fliegen synchron zu ihren Schreien. Künden Morgen - Land. Land des Friedens und Liebens. Takt des Lebens. Ehrlich und wahr. Das gibt es nur im Augentraum suchender Reisender.
Die Lebenswunden bleiben dann zurück. Das Weltweh auch. So reist das beladene Schiff durch die salzgefüllten Tränenkanäle des Herzens und erblickt die erste Rose, die sich gerade aus den Wortkeimen ins Leben kämpft. Ihr Mantel ist schneeweiß und zerbrechlich.
Vielleicht nährt sie das Morgen-Land.
Lotta Blau
Bild:free