Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden



Jeder atmet sich durch Staub

Wie seltsam vertraut das klingt...das Licht über den Bücherreihen...hier daheim, in meine Bücherreihen, fällt kaum der helle und waghalsige Schein oder der mahnende Staub. Aber anderswo beobachte ich es und Bilderreihen tun sich in mir auf, die wie ein Spinnennetz meine Synapsen umstricken. Manchmal endet es in einem Film.

Im Staub sucht Jesus nach Frieden...im Fallen leuchtet er. Wirbelt er in alle Augen seine Bitten, seine Mahnungen und manchmal auch seine Genügsamkeit.

Muss man dafür glauben? Man glaubt ja auch morgen wieder aufzuwachen...Also ist jeder ein Gläubiger, der seine Rechnungen zu bezahlen hat. Heißt es nicht Staub zu Staub...man könnte daran auch sein Herz vertrocknen oder verbrennen und seine Asche, die aus den Seiten herausläuft, unter die Zunge legen. Die die kommenden Worte in die Gräben der Geschichte verliert.

Ob all diese Töne die toten Seelen erreichen, sie einkleiden und umschlingen. Niemand leuchtet so weit seine inneren Beichten. Die aus den Tränen all das Salz der Meere in das Tote verwandeln, bis es trocken und türkisblau in ihnen zu leuchten beginnt.

Dort hinaus setzt es seine Segel frei und schaukelt die Boote der Liebe an die Ufer. Deren Böschungen voller Salzgebilde behangen in die Wunden wie die Gräser rascheln...

Liebe brennt...immer, ob im Herzen oder in den Geschlagenen und Getriebenen, den Suchenden und den Hoffenden.

Geblieben ist nie. Aber die Augen weinen sich das Verträume blutig und auf den Gesichtern, neben den atmenden Lippen, warten die Nachtfalter auf ihre Verpuppungen - rückwärts.

Und der eine stirbt sich nach dem anderen wieder aus der Welt hinaus. Wie oft am Tag atmen sie den letzten Staub in sich und wie oft geglaubt an eine bessere Zukunft. Utopien unzählige Male hervorgeholt und wieder in den Schubladen verstaut.

Haltloses Verlorensein ...waren Menschen denn jemals? Der eine träumt den anderen in sich, weil er sich in sich hat.

Bleiben wir im ewigen Kauen unserer Selbst blind.

Die Boote morsch. Jeder sitzt in ihnen mit jedem.

Wer steuert? Nach den verkannten dunklen Schmetterlingen der Ewigkeit in ihren Nächten...man will sie alle morden. Sie verleumdet man, weil sie nicht in die Schönheit der einfältigen Geister passen. Dabei sind sie wahrer, als die Einbildung es gäbe nichts, was es gäbe zu ändern.

Bild: Die Verbindung und Text Lotta Blau, 2019