Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Diesen Text findet Ihr auch unter folgendem Link http://kuenstler-leben.com/schattengitter-ein-text-von-lotta-blau . Die großartige Mona May http://kuenstler-leben.com/menschensplitter-die-literatur-der-mona-may hat mein Schreiben dort besprochen.

Schatten-Gitterstäbe

Die Tage...sie sinken aus der Ferne in die Tiefe, verschleiern unsere Sinne, krampfen die Bilder zusammen. Die Schatten leben. Sie lebten immer. Ewiger Kampf Licht und Schatten. Ewiges Ablösen von Liebe und Tod. Flugasche der verbrannten Bücher über allen Dächern der Gezeiten. Der ganzen Rattenroute der Verbrecher lang. Neue Namen nach Finsterzeit und plötzlich waren sie Erntehelfer, die vorher noch Tötungsmaschinen waren in ihren braunen Geistern und dem Hakenkreuz. Bis zum Vatikan...damals. Der heilige Stuhl half dem Verbrechen. Andere Heilige in ihren Kutten starben in den KZs. Ach, du furchtbare nie vergehende geistige Armut, du ewiges Kreuz, das sich in die Rückgrate der Schwammigen geboren hat.

Auf alle scheint Mond und Glut. Immer noch. Nie wird es vergehen. Genug gesät in die alten Äcker, in die blutende Erde...sie blutet und schwitzt ihre Schandtaten aus und gibt sie jedes Jahr in das Brot, das wir essen. Wir essen die ewigen Knochen, die nicht verrotten können, mit. Wir atmen sie ein und aus. Sie speien sich auf unsere Wege. Wir gehen über sie. In allem Klirren und Brechen. Und mehr wird es, das Sternensingen aus Rauchnoten. Warnender wird es und lauter.

Die Schatten zeichnen Gitterstäbe und hinter ihnen laufen wir, wir die alles besser machen wollten, wir laufen von einer Ecke zur anderen. Unruhig und geschädigt und doch immer wieder von vorn suchend die Ausgänge. Endlich leben...endlich frei. Jetzt schiebt man die Stäbe weiter und weiter zusammen. Enger und enger werden die Lichter und dunkler die Fenster. Unser Kind in uns...das unbeschwerte, wenn es das denn war, es braucht ein Leuchten. Es braucht wieder Leichtigkeit und es braucht trotziges Aufbegehren gegen das Unreife. Wer ist schon wirklich erwachsen geworden? Wir tragen alle unsere Kinderschuhe ein Leben lang. Aber unsere Füße haben den Weg zum Herzen verloren. Sie verlaufen sich, nutzen sich ab...hinter all den Gitterstäben des Gehorsams und des sogenannten Erwachsenseins. Es ist Zeit die Türen zu öffnen. Die Gänge bloßzulegen. Damit auf den Äckern endlich wieder Blumen wachsen und wir unser Wort halten. Das Aufstehen gegen erneutes Unrecht. Fragt die Kinder in Euch, wie es sich anfühlt bestraft zu werden. Und fragt sie, wie es war in Frieden zu leben und ehrlich zu sein. Und legen wir Blumenkränze aus den Haaren auf die Äcker...denn sie waren auch wir. Und sie bleiben es. Aber nicht als schwarze Tintenwolken, die auf unsere Augen tropfen. Sondern die Umarmten sollen sie sein...die wir um Verzeihung bitten. All jene, denen Unrecht widerfahren ist. All jene, die unsere ewigen Äcker bestellen.

Bild und Text Lotta Blau, 2020