Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden



Der böse Herrscher Gomolor und die Blume


Es gab einmal eine Zeit eines bösen Herrschers Namens Gomolor. Viele Jahre schon nutzte er jede Gelegenheit die Menschen in seinem Land zu unterwerfen und ihnen zu schaden.

Er duldete auch kein Widerwort und sah die Bücher in seinem Land als das Übel, das aufmüpfig machte und Ungehorsam stärkte. Alle Bücher waren verboten - niemand sollte es auch geben, der lesen konnte. Lachen war verboten, ebenso, wie weinen, tanzen sowieso...Freundschaft und Liebe waren ihm zuwider.

Regelmäßig schickte er darum seine Wachen nach dem Rechten zu sehen und ob sich sein Volk an seine Vorgaben hielt oder nicht. Keine Bücher, keine Schriften, kein lesen...und auch keine sonstige Kunst, sowie keine Musik durfte jemand besitzen. War dies dennoch der Fall und die Wachen erwischten jemanden, dann drohte ihm Übles in den Kerkern des Herrschers. Auch den Büchern oder der Musik...sogleich zündete man einen Scheiterhaufen und verbrannte alles.

Arbeiten sollten sie, schuften und Abgaben leisten und ansonsten sollten sie still und leise sein. Wenn der Hahn krähte, so mussten sie auf den Feldern erscheinen und auf den Weinhängen und bis tief in die Nacht für den Herrscher säen,ernten, Wein lesen und herstellen. Alles gehörte nur dem Herrscher...sei es Obst oder Honig, Brot oder Säfte. Das Volk bekam gerade einmal soviel, dass es nicht verhungerte. Aber es hungerte jeder hier.

Die meisten hielten sich an die Verbote, manche aus Angst, andere weil sie ja nie etwas anderes kannten und auch nicht hinterfragten und dann gab es aber noch den kleinen Jakob. Jakobs Eltern waren fleißige Leute und darüber auch überaus kluge Menschen. Heimlich hatten sie damals, als der Herrscher an die Macht kam,in aller Eile Bücher versteckt...hatten sie in Schatullen im Feld vergraben, hatten sie hinter ihrem Kellerregal oder auf dem Dachboden unter dem alten, morschen Holz verborgen. Wertvolle Schriften, Bücher so alt, wie die Welt selbst; aber auch aus jüngeren Zeiten.  Auch ein Tagebuch war darunter - das einmal im Jahr weitergeschrieben wurde - und zwar exakt eine Seite. Damit es noch viele Jahre fortgesetzt werden konnte. Wie von selbst erschuf an einem Tag im Jahr das Buch von allein und aus sich heraus ein neues, leeres Blatt...

Dieses Datum war am 24.12. Jedes Jahr...Das war der einzige freie Tag im Jahr, den der Herrscher seinem Volk gestattete.

Die Uhrzeit allerdings konnte man nicht vorher wissen...wann die Blüte erscheinen würde.Es war auch immer eine andere. So saßen an diesem Tag Jakob und seine Eltern über dem Buch und warteten. Schauten es an und staunten jedes Mal wieder...

Wenn das neue Blatt sich bildete, dann wuchs vorher eine Blume heraus...wie von Zauberhand begann sie Blätter und Stängel zu bilden, dann eine wunderschöne und zarte, leuchtende Blüte, die einen derart süß-lieblichen Duft ausströmte, das man alles Schlechte und Böse vergaß und nur noch die pure Liebe in sich spürte.

Jedes Jahr war es ein anderes Blümchen und im letzten eine rote Rose.

Dieses Jahr war es eine blaue Wunderblume, die sich aus dem Buch heraus lebte. Aus ihrer Blüte trat Licht, statt Duft und winzige Sterne erhoben sich...Das war neu...

Der Junge und seine Eltern staunten.

Ja, sag...warum bist du so anders, liebe Sternenblume?

Die Blume konnte ja nicht sprechen, sondern es schrieb sich wie von allein auf die leere Seite:

Eigentlich bin ich immer gleich, nur tret ich in verschiedenen Formen auf. Heute nun bin ich eine Sternenblume. Ich bringe euch Licht und Zuversicht...die Zeit ist dunkel geworden und je dunkler, umso schwieriger wird es umzukehren und dafür Mut und Kraft zu finden. Darum will ich euch mein Licht und meine Sterne schenken...

Dann verschwand die Blume wieder...und das Blatt im Buch war wieder leer.

Also fingen Jakob und seine Eltern an zu schreiben...alles, was sie in diesem einem Jahr an Guten, wie an Schlechten erlebt hatten. Natürlich schrieben sie auch über den furchtbaren Herrscher hinein.

Als sie fertig waren schlossen sie das Buch und versteckten es schnell wieder.

Das Licht jedoch war durch die Vorhänge gedrungen, ohne, dass sie es gemerkt hatten und schon klopfte es auch an der Tür...

Aufmachen! Sofort!

Jakob stellte sich schützend vor seine Eltern. Der Vater jedoch schob ihn hinter sich...

Sei still, Junge...sag keinen Ton...

Die Mutter öffnete die Tür.

Die Wachen traten ein und schauten sich um.

Zu uns ist ein seltsames Licht gedrungen aus Eurem Haus. Was ist das und woher kam es?

Welches Licht?, sagte der Vater.

Willst du mich auf den Arm nehmen, du dümmliche Brut? Wo ist es? Ich frag dich nur noch einmal?

Ich weiß nicht wovon ihr sprecht, gab der Vater zurück.

Da schlug der eine Wachmann zu...Sprich du Hund! Wo ist es? Es hat meinem Herrscher Angst gemacht und er will, dass es vernichtet wird! Nichts und niemand hat sich über seinen Palast zu erheben!

Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht! Der Vater krümmte sich vor Schmerzen...Die Mutter derweil wurde vom anderen Wachmann festgehalten. Sie weinte. Jakob hatte sich hinter einem Regal verkrochen.

Gut, du willst es nicht anders,dann nehmen wir dich und deine Frau jetzt mit in den Kerker. Den Buben lassen wir für uns arbeiten, diesen Nichtsnutz.

So taten sie es dann auch...doch Jakob gelang nach einigen Jahren die Flucht, als er eines Tages auf dem Feld vor einen Karren gespannt wurde und der Aufseher kurz nicht auf ihn achtete. Er rannte und rannte bis er nicht mehr konnte...dann wartete er bis es dunkel wurde und schlich sich in sein Elternhaus.Der suchte das Buch heraus und öffnete es...dann sprach er hinein: Bitte...bitte...hilf uns. Böses ist uns geschehen, gefangen und gequält meine Eltern, die dich immer gut behandelt haben. Jahrelang haben sie dich versteckt und auf dich aufgepasst. Ich will nichts weiter, als das du ihnen hilfst und sie befreist. Sie sind schon alt und werden es nicht mehr lange überleben.

Doch das Buch blieb stumm - nichts bewegte sich - keine Blume erschien - keine Schrift - nichts.

Da fing Jakob an zu weinen und die Tränen kullerten auf das Buch und durch seine Tränen hindurch und da – endlich - wuchs und erhob sich eine schwarze Rose.

Golden ist dein Herz, doch unbezahlbar...liebend und ehrlich deine Tränen, so lange schon dein Kummer, so lange schon dieses Leid in deinem Land. So lange all das Elend.

Pflücke mich und wirf mich vor das Tor deines Herrschers. Du wirst sehen, was passiert. Nun beeil dich, bevor es hell wird und man dich findet.

So tat es der Junge und warf die schwarze Rose vor das Tor...Da begann sie weiter zu wachsen, schlug riesige Wurzeln und umschlang damit des Herrschers Burg. Kein Entkommen war mehr möglich. Dann sprach die Rose zu den Gefangenen: Macht Euch auf...ich werde Euch nichts tun...greift nach mir und fürchtet meine Dornen nicht! Sie verletzen Euch nicht, wenn Ihr ein reines Herz habt. Dann geschieht Euch nichts. So kommt....beeilt Euch.

Die Ketten sprengten sich von allein um die Füße und Hände der Menschen...dann liefen sie hinein ins Licht zur schwarzen Rose. Suchten sich ihre Wege durch das Dickicht der Wurzeln und waren nach so vielen schlimmen Jahren befreit.

Der Herrscher aber war bis zu seinem Lebensende in seiner Burg gefangen und konnte sie nie wieder verlassen. Das Licht der Rose aber blieb über ihm...denn es hatte die Hoffnung eines Tages eine Öffnung in seinem Herzen zu finden...


Lotta Blau 2018