Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

"Warum bin ich denn noch immer hier auf dem Hühnerhof?", dachte sich der Adler, "ich müßte doch schon längst hoch über den Bergen fliegen, bis zur Sonne, anstatt mt den blöden  Hühnern hier im Hof zu hocken, dumm nach Körnern zu picken, und den ganzen Tag zu gackern wie sie . Ich bin doch ein Adler, ich gehör hoch in die Lüfte  was mach ich denn hier?"  Dennoch schaffte er es nicht, aufzufliegen, so sehr er seine Flügel auch bemühte, und er flatterte den ganzen Tag verzweifelt hin und her, bis er oft so müde war, daß er sich kaum mehr rühren konnte.  Dann sank er matt und traurig in irgendeine Ecke des Hofes , und es freute ihn gar nichts mehr. Eines Tages schleppte er sich völlig erschöpft zur Wasserschale , und da er so müde war, hielt er vor dem Trinken ein Bisserl inne und sah hinein. Da blickte ihm im Wasserspiegel tatsächlich ein Huhn entgegen.  Zuerst war er verwundert, dann durchfuhr es ihn: "Das bin ja ich!  Um Gottes Wllen, das bin ja wrklich ich! Ich bin ja wirklch nur ein Huhn! Warum glaubte ich denn, ich wär ein Adler? So ein Blödsinn!" Und nach einer Stunde der Erholung, begann er langsam, Körner aufzupicken und vorsichtig zu gackern, zusammen mit den anderen Hühnern. Und schön langsam ging es ihm wrklich besser, als Huhn. "Du bist am Ende, was du bist" hörte er aus enem offenen Fenster sprechen; dort probte ein Schauspieler den Mephisto, "du bleibst doch immer, was du bist!"

Thomas Macek


Auf Rosen gebettet, schlief das Mädchen, da es so müde war. Es schlief so fest, daß es gar nicht merkte,  wie die Stunden verstrichen .
   Der Tag war sehr hart gewesen und kalt.

Es träumte, von einer Zeit, als es unbefangen spielen konnte und tanzen- im Sonnenlicht.
Schön war das. Die Blumen hatten wundervoll geduftet, und bunte Vögel hatten aus den Zweigen zauberhafte Lieder gesungen. Und Feen hatten um sie herum gespielt.. mit der hoheitsvollen Feenkönigin in der Mitte.

Doch dann kamen  trübe, dunkle Wolken... und alles war anders.
Die Tage  wurden kalt, die Feen waren veschwunden, und fremde , dunkle Gestalten waren um sie her.
Nur noch ein kleines Feuer gab Wärme und ein Bißchen Licht.
Der Wald war dunkel, die Vögel verschwunden,

Nur im Schlaf fand das Mädchen Spuren des vergangenen Glückes.. nur im Traum die alten Gefährte seiner Seligkeit.
Manchmal ging es  zu dem kleinen Teich, an dem sie oft gespielt hatte, und beobachtete die Wellen..
Oder es setzte sich auf einen alten Baum und dachte an die vergangenen farbenfrohen Zeiten.

In einer besonderen Winternacht schien der Mond plötzlch viel heller, als sonst.
Und es war ihr, als senke er sich herab, und eine wunderschöne Frau stand vor ihr . von langen Flügeln umhüllt.. und in der Hand hatte sie eine  seltsam schimmernde Kugel.

"Bist du der Tod" fragte das Mädchen-"Nein," , antwortetet die Frau, "ich bin das Leben. Es ist so dunkel , und du bist so traurig, daß du mich gar nicht erkennen kannst.
Heute ist eine besondere Nacht- Die Wiedergeburt des Lichtes  wird gefeiert, die Wiedergeburt des Lebens und der Freude. Wen du dich mir, dem Leben, anvertraust, dann kann ich dich wieder dorthin führen, wo die Welt bunt und schön für dich ist. Vertraue mir, vertraue dem Leben."

Und sie reichte dem Mädchen ihre Hand, stieg empr, und flog mit ihr weit , weit ins wunderbar schimmerndes  Licht, weit hinein in die Freuden des Lebens.

© Thomas Macek


Was wir derzeit global erleben.. . all der Aufruhr, all die Unruhe.. das sind Zeichen daß wir alle uns zu lang auf einem falschen Weg bewegt haben.. es nützt gar nichts, Schuldige zu suchen..auf die zu zeigen , oder auf die.. alte politische Ideologien zu bemühen-- egal ob links oder rechts.. es ist gründlich  falsch gelaufen in den letzten Jahrtausenden.. Die Welt, wie sie jetzt ist, haben wir alle geschaffen-- wir sind alle Teil des globalen Geschehens.. im Guten, wie im Bösen.. Und ob sich das alles zum Guten wenden wird, das bleibt noch dahingestellt. . Wie könne wir es ändern? Schauen wir auf das was wir tun, jeder Einzelne von uns... unsere innere Einstellung, unser äußeres Tun bestimmt den Lauf mit.. ein kleiner Gedanke kann den Lauf des Ganzen umkehren.. Bewußtheit über die Auswirkungen ist so wichtig..  Ich weiß nicht, wieviel Zeit wir haben, bis die Folgen unseres Tuns unabwendbar sind.. aber NOCH haben wir Zeit.. ich weiß auch nicht, was wir alle tun können aber wenn jeder Mensch auf sein Herz hört,  den Kontakt zu seiner inneren Führung findet und sich leiten läßt, dann können wir  es schaffen.. auch wenn es nicht leicht ist, ungewohnt und neu.. wagen wir es.. die Zeit ist mehr als reif dafür. Stehen wir gegen  Zerstörung der Natur, gegen alles, was Mensch und Schöpfung unterdrückt..  begonnen wir im kleinsten Kreis.. jetzt!

Thomas Macek 2016



Vor meinem Fenster, am Haus gegenüber lebt ein Taubenschwarm- gar so viele gibt´s nicht mehr in Wien.
Jeden Morgen, wenn ich die Jalousien hoch zieh, steigen die Tauben auf, und fliegen in den Morgenhimmel.

Ich seh ihnen gern zu; sie sind bunt schillernd, ihre Stimmen sind angenehm.
Ihre Füße sind rot und fein, wie Korallen im tiefen Meer, und ihre Augen funkeln, wie kleine, blitzende Juwelen.
Ich mag es , wenn die Täuberiche ihren Balztanz tanzen, um die Taubendamen zu becircen.

Vor einigen Jahren hatte ich ein Taubennest am Fenster; die Taubenmutter war so besorgt um die Eier und die Küken.. sie trotzte dem Wetter, und ich gab ihr Wasser und Futter, damit sie durchhielt.

Tauben sind Boten der Natur in unseren tristen Städten; doch in all dem Glas und Stahl der neuen Zeit können sie kaum mehr nisten, und Mauervorsprünge versperrt man ihnen mit Stacheln aus Metall,  die sie durchbohren.
Boten der Venus sind sie, zart und voll Anmut

Stadttauben haben wir, grau, manchmal rotbraun, oder weiß,  Ringeltauben rufen in den Praterauen und die wunderschönen Türkentauben mit ihren zarten Halsbändern.

"Die Tauben scheißen alles an", hört man.. das sagen Menschen, die die Erde mit  Gift bedecken.. man will ihnen keinen Platz lassen.. den schillernden Schönen, die nur durch unseren   Schmutz schmutzig und krank werden.

Die Menschen mögen Tauben nicht:; in Venedig sah ich, wie ein Bub über Tauben drüber sprang; eine erwischte er mit seinen Schuhen so, daß sie starb.
Der Bub war kurz betreten, doch die Eltern lachten; da lachte der Bub mit.
Was soll aus ihm werden?

Mein Taubenschwarm.-

wenn die Sonne scheint, genießen sie die Wärme und im Regen ducken sie sich in die Mauersimse; und wenn es kalt wird, kuscheln sie sich ganz eng zueinander..

Sie tanzen ihre Tänze und gurren ihre Lieder und umschweben die alten Häuser, und ich glaub, sie fliegen bis zur Sonne....
jeden Morgen, und sie winken mir zu, mit ihren funkelnden Flügeln.

Und ich, ich freu mich, daß es sie gibt--- jeden Morgen freu ich mich.

Thomas Macek
Bild: Lotta