Wintersonnenwende
Es ist so weit
jeder Tag ist wieder
wie Espenlaubgezitter
spürbar die kommende Kälte
für alle ohne Gleichschritt
die Fremden suchen weiter in der Fremde
überall haucht sich der Atem
in die alten Gassen hinein
dort sprang einer aus Angst damals
und da lag schon der Nächste
Totgeprügelt im Novembernebel
zersplittert ihre Knochen
gebrochen ihre Blicke
die Augen sahen ja doch in die Worte:
Warum? Die Antwort:
sie kommt als vergangener Todeshauch
wieder aus allen Kellerlöchern hinaus
letztens ging ich im Literaturmuseum
über einen knarrenden Holzboden
jeder Schritt knackste die Warnungen
durch die im Sonnenlicht
aufflackernden Staubpartikel
umgeben von allen Hoffnungen
tanzten die Worte das NIE WIEDER
und tanzten es doch getrieben über die Toten
die sich aus allen Geschriebenen und Bildern
wie Geister gestört fühlten
nachdem sie alles schon einmal ertragen hatten
also doch keine Toten-Stille
kein Ruhen
Eines Tages...kommt dann ein bleibender besserer Tag?
es scheint
die Wintersonne an den Dachbalken vorbei
sie reißt die Blätter metaphorisch
wie Kalenderblätter aus den Büchern
als wären es Weissagungen
unserer Zukunft
Lotta Blau