Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Weißes Schachbrett- Wer ist Freund, wer Feind?

Haben Sie schon einmal ein Orchester dirigiert? Nein? Ich schon. Im Haus der Musik in Wien kann man das versuchen. Ein virtuelles Orchester natürlich. Was soll ich sagen, bei mir sind die alle aufgestanden und haben gestreikt, die sind einfach gegangen. 
( Ich sehe Ihr Grinsen!) Trotzdem, eine lehrreiche Erfahrung. Im Grunde kann man dieses Dirigieren auf das Leben übertragen. Besonders in die Politik, aber auch auf die Nuancen der gesamten Kommunikation zwischen Lebewesen. Da kommt es drauf an - ob ein Takt zu viel oder zu wenig oder ob gar taktlos gespielt wird. Ob genügend Pausen gemacht werden, oder ob die Lautstärke und Mimik stimmt. Ob die Körperhaltung passt oder ob auch im Zwischen Stille ausgehalten werden kann. Ob auf die Reaktionen des Gegenüber respektvoll geschaut wird, oder das Gegenteil, gar Ignoranz. Auf die Zwischentöne kommt es an.

Zwischen den Stühlen sitzt man unbequem, doch zwischen den Tönen ist oftmals gut verweilen. Stellen Sie sich ein komplett weißes Schachspiel vor. Sie sollen darauf spielen. Würden Sie das können? Die Idee vom weißen Schachspiel, samt Figuren, kommt von Yoko Ono. Sie können versuchen die andere Seite beziehungsweise die Gegnerin oder den Gegner zu finden. Sie können versuchen sich jeden Zug zu merken. Spätestens bei der kleinsten Ablenkung oder Unachtsamkeit, verlieren Sie den Blick. Wo stand nun der Gegner, welchen Zug tat sie oder er zuletzt? Alle Figuren sind weiß, alle Felder sind es auch. Kennen Sie das? Je länger Sie etwas Rätselhaftes betrachten, desto rätselhafter wird es? Dieses nun auf das ewige Spiel der Gegner im Leben zu übertragen beantwortet in einem Zug beinah alles!

Das politische Spiel mit Schwarz und Weiß existiert ja seit es die Möglichkeit dazu gibt. Noch besser spielt es sich mit Grauzonen. Was, wenn es kein Schwarz auf diesem Schachbrett des Hasses und der Kriege mehr gibt? Stellen Sie sich zwei Gruppen/ Länder die gegeneinander kämpfen vor. Eines Morgens können sie nicht mehr unterschieden werden, denn alle sehen gleich aus. Sie wissen nicht, ob sie nun Freund oder Feind vor sich haben! Was schlussfolgern Sie daraus? Die Kriegsstifter verlieren ihre Macht!  Genauso lässt es sich auf arm und reich beziehen. Nur ganz anders, denn nun kann nicht mehr unterschieden werden wer arm und wer wohlhabend ist. Die Vermögenden können sich nun noch besser tarnen, während die Armen überhaupt nicht mehr zu sehen sind.

Ein anderes Beispiel. Ich las kürzlich von einem Projekt Namens Biocomputing. Oder auch vom DNA-Chip. Das Wort Zukunft ist für mich positiv geprägt, trotzdem das Negative nicht unsichtbar ist. Die menschliche DNA ist ein Spielball für Profite allerlei Arten geworden. Ähnlich, wie der CO2-Markt und Greenwashing eine Goldgrube sind. DNA soll die Zukunft der Speichermedien sein. Das Genom als Festplatte. Ich sehe das sehr kritisch, vor allem was die Zukunft betrifft. Dieser kommende Billionen-Markt wird wahrscheinlich eines Tages mit Menschen gekoppelt. Ansätze dafür sind bereits heute zu sehen, finden statt. Siehe Neurolink und ähnliche Projekte. Es wird aber auch so sein, dass derlei “ Wesen“, wie die DNA-Festplatte autonom agieren. Eine Verschmelzung von Mensch und Maschine. Wie heute bekannt ist, hat jede Zelle ein Gedächtnis. Menschen, die eine Organspende bekamen berichten von einer Wesensveränderung. Sie spüren etwas, was sie vor der Transplantation nicht kannten. Etwas Fremdes. Zellen speichern ja auch Traumata ab. Nachfolgende Generationen sind also belastet.

Nun könnte man mal weiter denken, bisschen Zukunfts-Musik. Stellen Sie sich zwei Menschen vor, die beide in sich solch einen DNA-Chip haben. Diese wären fähig Informationen von anderen Lebewesen abzurufen und zu speichern. Was heute die Vernetzung durch Telefone und Computer ist, ist dann nicht mehr außerhalb, sondern im Menschen. Nun, jeder weiß, wie anfällig diese Systeme für Hacker sind, und es dürfte bekannt sein, dass Daten zum größten Markt geworden sind. Es lässt sich gut damit verdienen! Doch das ist nicht alles, sondern der gläserne Mensch ist längst Realität und das bedeutet Macht. Diese wird nun mal seit Gedenken nur zu gerne für politisch und profitablen Ansinnen benutzt. Natürlich gibt es auch Vorteile, jedoch meines Erachtens mehr Nachteile. Ein besonders gefährlicher Nachteil der Zukunft werden fehlerhafte Codierungen sein, werden Ausfälle, Manipulationen und Unberechenbarkeit sein. Werden nicht vorhersehbare Eigenschaften sein, die sich entwickeln. Samt Psyche. Vor allem aber die Steuerbarkeit und Überwachung von außen. Wer will denn zum Beispiel ausschließen, dass die Bio-Chips nicht dazu benutzt werden in Kriege zu ziehen? Andere Menschen zu verfolgen, zu töten oder auszuspionieren? Das Ausspionieren durch externe Dritte geschieht ja heute schon durch Ortung zum Beispiel im Handy.   Nur heute können Sie das noch zur Seite legen oder ausschalten, was mit einem Bio-Chip in Ihnen nicht mehr gehen wird. Vielleicht zeichnet er auch alles auf, was sie sagen, was sie sehen, wie ihre Stimmung ist, ob Sie gerade Sex haben und mit wem, oder woran Sie zweifeln. Zu weit gedacht? Nun, dann lesen Sie mal nach, wie weit dieses Metier schon ist. Zumindest, was für uns einsehbar ist. Oder es ist dann ganz leicht gewisse Informationen aus Ihrem Gedächtnis zu löschen. 

Da komme ich zum weißen Schachbrett zurück, auf dem nicht mehr unterschieden werden kann. Vor einiger Zeit schrieb ich meinen Text: Das System. Darin geht es um solche Themen. Auf dystopischer Ebene. Da werden ganz gezielt gespeicherte Informationen in unangepassten und kritischen Menschen manipuliert und gelöscht. Angst und Liebe, dieser Text von mir, befasst sich auch mit derlei Zukunftsvisionen. Zu weit hergeholt? Na, mal sehen. Nachdenken ist gut, aber voraus zu denken manchmal noch besser! Denn dann ist man besser für kommendes Unheil gewidmet, kann sich schon vorher dafür stabilisieren, sprich zum Beispiel Auswege und Lösungen suchen. Strategisch sozusagen.

Da wir doch gerade beim Thema sind. Der Büchermarkt soll ja nun auch von KI dirigiert werden, las ich. Da ja nun die große Fehlerhaftigkeit von KI bekannt ist und auch das beeinflussbar ist, wer weiß, ob da nicht zu kritische Literatur zukünftig raus fällt. Ich meine, da ja auch versucht wurde und wird Kunst und Kultur im Sinne von Ausgrenzung und Stigma zu politisieren. Wie weit ist es dann noch zum virtuellen oder realen Scheiterhaufen „unpassender“ Werke? Bereits heute ist KI als diskriminierend erkannt.  So werden Menschen nachweislich mit dunkler Hautfarbe von den Algorithmen anders eingestuft. Was glauben Sie denn warum das so ist und wie das überhaupt geschehen kann? Sehen Sie…Noch ein Beispiel, ein Gedankenspiel: Nun schrieb ein dunkelhäutiger Mensch ein sehr gutes Buch, das zukünftig allerdings Dank KI nirgendwo erfasst und gelistet wird. Da fängt es ja schon an! Das Schwarz-Weiß-Spiel!

Übrigens Auszüge von den genannten Texten können Sie auf der Website lesen.

Bild K20 Düsseldorf/ Ausstellung Yoko Ono/ Bild und Text Lotta Blau/2025