Uns blüht was
An den Brühlschen Terrassen spielt ein alter Mann
auf seinem Akkordeon
Dresden ist schon am Morgen voller Menschen
Ich war lang nicht mehr da
Steile Treppen zur Kuppel der Frauenkirche
aus Trümmern neu geboren
haben wir uns auch neu geboren?
Aus dem Elend, aus dem Hass, aus den Kriegen
haben wir unsere blutigen Fußspuren verlassen?
Noch immer müssen Bomben entschärft werden
Kriegsgräber flimmern in der Sonne
als würde etwas an ihnen zündeln
und es zündelt...
Kästner lächelt mich aus einer der unzähligen Schubladen
im Museum an
Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!
Im Frühling blühen die Bäume und erste Blumen
Im Frühling blühen Rüstungsgeschäfte
blüht immer noch der Krieg
blüht der Verrat unseres Selbst
Über einen Engel vor der Kuppel ziehen Wolken
seine Trompete spielt mit dem Himmel
wie in Watte gewickelt scheint der Tag
Frieden – Liberté – Love
Selig sind, die Frieden stiften.
Matthäus,5,9
Bild und Text Lotta Blau,04/2022