Die Schachpartie
Eine kleine Begebenheit ist mir heute wieder eingefallen.. Es war vor einigen Jahren, da fand im Wiener Stadiocenter, einem der zahlreichen, oft unnötigen, Einkaufszentren , ein Schach-Blitzturnier statt-- Einige Bezirksschachmeister saßen vor ihren Brettern und warteten , auf Herausforderer, die sie dann meist genüßlich in einigen Zügen erledigten.. sie waren dann befriedigt, und freuten sich. Einer dieser Meister, ein älterer Mann, von kleiner Statur,, ein Bisserl mickrig.. saß da mit einer Miene wie ein Raubritter des Mittelalters.. der schon zig Feinde aus dem Sattel geworfen hatte und nun auf neue Opfer wartete, um seinen Ruhm zu vermehren. Da nahte sich aus einem der umliegenden Modegeschäfte eine junge Frau, nein, ein Mädchen.. entzückend , jung und süß-- in einem äußerst kurzen Kleidchen, rosa, das bezaubernde Beine und ein hinreißendes Dekollete sehen ließ.. einen kleinen Hund hatte sie, und und zwei ebenso reizvolle Freundinnen begeliteten sie. Eine Wolke von süßem Parfum breitete sich wonnig aus.
Sie setzte sich, strahlend lächelnd, vor den Schachritter.. Bezirkschachmeister.. sie sind meist ältere Herren, Junggesellen, Haudegen in zahllosen Kaffeehausschlachten erprobt, und sie besitzen oft eine tiefe Verachtung für alles Weibliche. mit Ausnahme der Dame auf dem Schachbrett, Ungläubig blickte er das Mädchen an.. er konnte seine Kühnheit nicht fassen. Die Lilienmaid von Astolat fordert den Grünen Ritter in die Schranken.. "wollen Sie wirklich" fragte er--- "Ja freilich" flötete das liebliche Wesen.. Ein gönnerisches Lächeln war auf seinem, sonst finsteren Antlitz zu bemerken.. "Soll ich Ihnen einige Züge vorgeben?"- "Nein. nicht nötig" zwitscherte die kleine Fee zurück. Der Meister eröffnete, , er schaute kaum aufs Brett.- sie.. erwiderte, ein Zug folgte nach dem andren.. plötzlich sah er hin.. plötzlich rückte er näher zum Tisch .. plötzlich wurde er konzentrierter, und.. ja wirklich.. leichte Schweißripfen standen auf seiner Stirn..
Das Mädchen spielte. leicht flüssig, strechelte den HUnd, traschte mit ihren Freundinnen, manchmal telephonierte sie auch kurz, wärend sie , tänzerisch spielend. die Figuren über das .. Brett zog.. Man muß wissen, daß diese Schachmeister ihre Kunst als letzte Bastion männlicher Überlegenheit sehen.. daß eine Frau es wagt... sie herauszufordern.. und dann noch... es ist unaussprechlich.. ich hab einmal in einem Blitzturnier gegen eine alte Nonne (!!!) verheerend verloren.. ich kenn das Gefühl.. heute noch sehe ich das Kreuz auf ihrer Brust höhnisch blinken. ..ich weiß welcher Schmerz in der Brust des Kämpfers tobte-- ich weiß daß es ihm das Herz zerriß, als er, mit zitternder Hand..in die Ecke getrieben, tödlich verwundet, den König.. niederlegte, als er. von allen Ignoranten begafft und verhöhnt.. AUFGAB.. er ,der Meister gegen dieses Mädchen, das da einfach aufstand, lächelte grüßte und davon schwebte, mühelos siegreich.. mit Hunderl Telephon,und Freundinnen und all ihren Einkäufen in bunten Sackerln . Nur die Parfumwolke umwebte den tödlich Getroffenen, der schwer atmend dahingesunken war..
Ich trau mich zu wetten, der Meister rührte nie wieder in seinem Leben eine Schachfigur an..
© Thomas Macek
Tucholsky und zu viel Bier
So viel Wut war in ihm.. und Trauer..an Menge wohl noch mehr als die fünf Biere, und sieben acht Schnäpse, die er schon konsumiert hatte, als ich ihn bemerkte.
"Alle gusch und ihr fangts an mit der Lesung! " Rief er uns zu, als wir uns für unsere Lesung, Tucholsky, vorbereiteten.
Wir blicken ihn, und dann einander, verunsichert, verstört an..," der fliegt eh.." raunte mir eine Kollegin zu.
Er war hager ,nicht verwahrlost aber doch irgendwie zerfahren und zerfallen , die Reste eines kämpferischen Intellekts blitzten hinter seinen Brillen hervor, aber der Alkohol hatte diesen wohl schon zerfressen, sodaß nur noch der Kampfgeist zu spüren war, den er voll Säuferstolz präsentierte.
"Ich bin Kommunist und will den Tucholsky hören!"
Und schon strömte das nächste Bier seine Kehle hinunter.
"Los, anfangen!"
Und jedem, der reden wollte, die Lesung hatte ja, noch nicht begonnen, schrie er ein wildes "Gusch !" entgegen.
Die Versuche, ihn zu ignorieren, fruchteten ncht, er war in einen heiligen Zorn entbrannt..
Als ein Kellner beruhigend auf ihn einwirken wollte, hörte man nur:" Gusch, du Oaschloch!"
Vehement verteidigte er sein Recht, jetzt und hier berunken zu sein, jetzt und hier Tucholsky zu hören., wann, wenn nicht jetzt, wer, wenn nicht er, er war ja Kommunist, sozusagen Mitstreiter Tucholskys.. und noch konnter er halbwegs gerade stehen,, bereit zur Wehr , bereit sein Recht zu verteidigen.
Gegen drei Kellner mittlerweile , die ihn aus dem Extrazimmer hinausdrängten, in dem wir lesen wollten..
Mit dem Kampfruf "Oaschlecha" ergriff er einen Sessel, hielt ihn vor sich, als gälte es, Löwen zu bändigen und schrie "Fangt´s an mit der Lesung.. i hab Lokalverbot, aber ich hab mein Bier bezahlt..!
Wir taten nichts dergleichen, denn unterdessen war die Zahl der Kellner auf fünf angestiegen, die ihn endlich durch die Tür des Gasthauses hinaus stießen. Durch die Wucht der Kellnerattacke prallte er auf die Mauer des gegenber liegenden Hauses, und dann auf das nasse Kopfsteinpflaster. .
Er rappelte sich heldenhaft auf. und schrie sein "Oaschlecha, i hab bezahlt. " gegen die stummen , dunklen Häuser der Stadt und gegen den beginnenden Sturm, in den er wankte , mit beschmutzter Hose.
Warum erzähl ich das? Es steckte viel Traurigkeit in ihm, Angst, Verirrt Sein. Einsamkeit--- man trinkt ja nicht so viel, wenn man sich wohl fühlt in seiner Haut. ,
aber wie kommt man dann durch diese Wolke aus Alkohol und Verzweiflung und Raserei, ihm Ruhe und Nähe zu geben?
Ich hätte ihm andere Zuwendung gewünscht, als die der Kellner.. Hätte er sie annehmen können ?
© Thomas Macek
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Zurück kehrte Berggeist Rübezahl in seine Heimat!
Zerbrochen waren seine Bande,
zersprengt die Mauern, die ihn hielten,
frei streifte er wieder umher,
über Berge durch Wälder,
über Flüsse und Seen,
frei mit den Wolken,
frei mit dem Adler.
Frei und breit war seine Brust,
frei und ungebändigt
flatterten sein Haar und sein Bart im Sturm.
Erneut sprachen die Vögel zu ihm
und die Tiere des Waldes,
und der Wind und der Regen
erzählten ihm Geheimnisse.
Zurück kehrte Berggeist Rübezahl
dorthin, wohin er gehörte,
seit Anbeginn der Zeit!
Zurück aus Dumpfheit,
aus Enge,
aus Verwirrung
und Gefangenschaft,
und er warf von sich
alle Zeichen seines Zwangs
und spürte die warme Erde unter seinen Füßen
und alle Blumen
und alle Bäume
lächelten ihm grüßend zu
und freuten sich über seine Wiederkehr.
Im Summen der Bienen hörte er Freude
und im Donner über den Bergen innigen Jubel
Er war erwacht aus schlimmen Alb.
und er wanderte über Berge
durch Wälder
über Flüsse und Seen,
schwamm mit den Nixen
spielte mit den Feen
ritt auf den Drachen
und tanzte mit den Elfen,
und laut erscholl sein Jubellied:
ich bin wieder frei
ich bin wieder hier
ich bin zurückgekehrt
dorthin. wohin ich gehöre
seit Anbeginn der Zeit!
© Thomas Macek
Es war einmal ein Engel, der wollte auf die Erde, Frieden schaffen,
Voll war er von der Schönheit seiner Mission, voll Freude auf die endlich glücklichen Gesichter der Menschen, die in Schönheit und Freude leben sollten.
Also nahm er de Gestalt einer jungen Frau an, flog zur Erde und lebte als Mensch unter Menschen, mit allen Entbehrungen und Freuden.
Er erlebte Schrecken und Glück, Diktatur und Freiheit, Liebe und Krankheit.
Sein Leben war anderen geweiht. er kümmerte sich, er pflegte, er liebte, doch... die Menschen wurden nicht anders. Sie stritten, sie hetzten, sie drohten sogar mit Krieg.
Da dachte der Engel: "wozu bin ich denn da? Das nützt doch alles nichts..wozu plag ich mch.. die Menschen hören mir ncht zu und ändern sich nicht. Ich fliege wieder in den Himmel, setz mich auf eine rosa Wolke mit einem Glas Nektar, singe Gott meine Lieder und überlasse die Menschen sich selbst.!"
Also schickte sich der Engel an, die große Stadt zu verlassen.
Da sah er am Straßenrand ein alte Frau sitzen, die bettelte. Sie saß abseits, einen kleinen Teller vor sich, der leer war, und die Menschen hasteten eilig an ihr vorüber, ohne sie zu beachten. Die Alte hatte den Kopf müde auf die Brust gesenkt, ihre Augen waren fast erloschen durch so viel Trauer, Müdigkeit und Entbehrung.
Da gab ihr der Engel, alles Geld, das er noch bei sich hatte, viel war es nicht, und er gab es ihr nicht von oben herab, warf es ihr nicht zu, sondern er kniete sich liebevoll zu ihr. und die Augen des Engels und der Alten begegneten einander , und in den Augen des Engels war so viel Gnade und Liebe, daß das Gesicht der Alten zu leuchten begann..
Und da der Engel bemerkte, wieviel Glück er durch seine Liebestat bewirkte, sagte er zu sich:" ich bleibe doch noch hier..denn , wenn ich auch die Welt nicht ändern kann, kann ich doch Glück im Kleinen bringen, und.. wer weiß.. wenn ich einen Menschen glücklich mache, wird die Welt heller-- und immer heller.-- .
Und der Engel blieb, wirkte Glück im Kleinen und siehe, die Welt ward heller-und immer heller.
© Thomas Macek
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Sie schliefen fast schon, die drei Weisen aus fernen Ländern, die mit ihrem zahlreichen Gefolge an einem Lagerfeuer rasteten. Und deswegen wollten sie ihren Augen nicht trauen, als plötzlich ein Engel vor ihnen stand, der noch heller schien, als der Glanz des tanzenden Feuers.
"ihr seid unterwegs zu dem neugeborenen Kinde", sagte er. "Ja," antwortete der Älteste der weisen Männer, der , weil er der Älteste , auch der Mutigste war.
"Ich sehe", sagte der Engel, "ihr habt ihm viele kostbare Geschenke mitgebracht..Aber... die Dinge die ihr mit sich führt, sind zwar sehr schön, Das KInd ist jedoch nicht deswegen gekommen, um Reichtümer zu erwerben,. Denkt nach, was ihr ihm sonst noch geben könnt--- " Und der Engel hob sich hoch in die Lüfte und verschwand.
Die Weisen sahen sich verwundert an.. "Ja was kann es denn sonst wollen, das Kind, außer Gold, Weihrauch und Myrrhe? "-"Vielleicht finden wir ja unterwegs etwas, das ihm gefallen könnte"
Und als sie weiterzogen, leuchtete der Stern, der sie führte noch heller.. und goldene Funken fielen von ihm nieder.
Da sahen sie eine Frau, dich sich am Brunnen mühte um ein Bißchen Wasser, udn die matt war und erschöpft. "Willst du mit uns kommen?" fragte der zweite der Weisen. "Wir suchen ein neu geborenes Kind, .. vielleicht gibt es dort, wo es geboren wurde, Wasser "
Er bot der Frau sogar sein Kamel an. damit sie sich ausruhen konnte, auf der Reise.
Und sie rafen ein junges Mädchen, das, wie man so sagt, in Schande gefallen war, und sich schämte und Angst hatte. "Komm mit!", sagte der dritte Weise,"Der Stern wird auch dich führen.. Vielleicht findest du dort, wo wir hingehen, Menschen, die dich mögen, wie du bist. " Und das Mädchen schloß sich ihnen an.
Und sie trafen auf einen, der als Verbrecher gesucht wurde, er hatte gegen den Kaiser gesprochen, für die Freiheit des Volkes. "Komm mit, vielleicht findest du bei dem Kind Gerechtigkeit"
Und auf ihrer Reise schlossen sich ihnen Arme an, Verfolgte, Entrechtete, Suchende, Kranke auch Tiere, die vor Jägern oder Schlächtern geflohen war.
Und als sie zu dem Stalle kamen, worin das Kind lag, stand der Engel wieder vor ihnen und sie sagten" Jetzt sind wir so weit gereist, und haben gesucht, aber nichts mitgebracht!" Oh doch, sprach den Engel " Alle, die sich euch angeschlossen haben, sind Geschenke Denn dieses Kind ist gekommen, zu heilen, zu segnen, zu schützen."
Und sie traten in den Stall, der auf einmal so groß wurde, daß er alle fassen konnte... Da war Maria, Joseph, die Krippe, Ochs und Esel, und das KInd lächelte und segnete alle voll Liebe-udn sie wurden gestärkt getröstet, und geheilt. Denn dieses Kind ist gekommen, zu heilen, zu segnen, zu schützen." Aber nur, wenn wir es annehmen, wenn wir es wollen und wenn wir es zulassen. Sonst wäre es umsonst gekommen, und das wäre doch schade
© Thomas Macek
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