Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Ich tauche in deinen Atem

Ich stehe in der Nacht und blicke durch die Schatten der Bäume. Über mir ein Flickenteppich aus Wolken, wie angekachelt ans Unbekannte. Ich versuche die Sterne im Unsagbaren zu trinken und in meine Gedanken an dich zu verweben.Versuche sie mir vorzustellen, da die Wolken sie überdecken und stehe mitten im Sternenstaub, umhüllt von Vergehen und Werden. Ist es nicht unsagbar, dass wir und die Sterne durch die selben Adern ziehen. Das wir einmal mit Hilfe des Sternenstaubes wurden? Das wir Symbiosen sind? Und unter anderem einst Bakterie in Bakterie zusammen mit Sternenstaub und Sonnenlicht uns hervorbrachten? Und doch ist alles Nichts und mehr. Ein Teil von dem, was wir wissen können. Ich denke, dass unser Körper und Geist mit all dem um uns verbunden ist, da wir aus all dem bestehen, was uns umgibt und wir dieselben physikalischen, biologischen und chemischen Prozesse in uns tragen. Wir sind Spiegel unserer Selbst, doch auch der Spiegel einer unendlichen Weite, die wir begrenzt wahrnehmen.

Unser Körper ist ständig in Kontakt mit den Bestandteilen von Atomen, mit Prozessen ausserhalb von uns, reagiert uns oft vielleicht unscheinbar, unbewusst und doch, wir sind eins- eins mit allem. Alles besteht aus Atomen und auch alles reagiert miteinander oder gegeneinander. Alles klingt miteinander, alles formt sich zusammen.

Auch der Tod ist ein physikalischer und chemischer und unsagbar, tiefer Wechselprozess. So, wie das Leben, alles Leben sich in Form einer Spirale entwickelt hat, ist auch die Zeit unseres Lebens eine Spirale, indem wir am untersten Punkt anfangen mit unserer Geburt und in der Mitte des Lebens am Höhepunkt sind. Sich unsere Körperfunktionen langsam wieder zurück entwickeln oder schwächer werden und wir bis zum Tod wieder die Spirale zurückgegangen sind bis zum Punkt.Überall in dem, was uns umgibt gibt es Spiralformen, selbst in uns oder im Universum, ja selbst das kleine Häuschen einer Schnecke, in dem sie alle ihrer lebenswichtigen Organe mit sich trägt.

Nun stehe ich wieder in all dem und will es mir begreifbar machen...Ich tauche dabei in deinen Atem. Dein Atem an meinem Ohr, der sich langsam über meinen ganzen Körper zieht. Unsagbar...unsagbar hauchdünn, ein einzig melodischer Tanz die Gedanken an dich. Ein Minimalismus eines Atems, eines Hauches, eines Gedankens, der sich tausendfach in meinen Adern niederschlägt und mich erbeben, mich erschaudern läßt. Straße der Töne. Einer nur reicht schon, um dich erklingen zu lassen. So, wie zwei, drei aufeinander folgende Töne von Philip Glass schon perfekte Harmonie sind. Harmonie im Einssein von Ton und Geist, von Gefühl und Ertrinken im Leeren, was letzendlich erfüllend ist.

Bitte küss die Gedanken in mir aus. Lass mich frei treiben mit deinem Atem... Und ich treibe vom Unbegrenzten, durch Sternenstaub ins Meer, und werde zum Werden, werde ein Vogel der Meere, werde ein Manta, schwebe durch das Wasser, schwerelos... werde ein Etwas, was wird. Bin zeitlos und umklammere den Sand im Meer, wie ein Krake mit seiner Sensibiliät und tierischen Intelligenz. Sie sterben durch die Liebe, wusstest du das? Dann nämlich, wenn sich ihre Nachkommen selbst auf die Reise durch die Meere begeben; dann sterben sie kraftlos und treiben an Land... und der Sand im Meer ist auch der Sand in der Wüste und ich treibe noch immer durch die Sterne, benetzt durch die Küsse deines Atems.Mittlerweile regnet es durch die Nacht und du bist mir Tropfen für Tropfen in meinem Gesicht...

Bild und Text  2006



Die innere Welt

Eine sehr lange Zeit war er durch die Wüste gewandert. Keine gewöhnliche Wüste, wie man sie sich nun denkt, sondern die Wüste, die sich in ihm selbst gebildet hatte durch sein Leben.

Er fühlte sich beim Wandern in der inneren Öde oft verloren...alles schien trostlos...alles schien so leer und ohne Halt...denn die Wüste veränderte sich stetig weiter. Sie war ein Leben für sich. Kaum hatte er eine Düne überwunden und gerade noch sah es so aus, als wenn sich vor ihm ein neuer grüner Weg auftat, mit Blumen am Rand versetzt, da bildete sich schon wieder eine neue riesige Dünenwelle vor ihm. Warum immer ich?, zweifelte er und Trauer überkam ihn....

Der Mensch zweifelte immer mehr, ob er jemals wieder zu sich finden könnte und irgendwann einmal ankäme...

Endlos schien der Weg dahin...und beinah wollte er schon aufgeben, da erhob sich aus einem Dünenkamm vor ihm ein Berg und dieser öffnete einen Spalt, aus dem Licht drang.

Voller Staunen trat er zum Licht...

...und gerade wollte er hineintreten, da hörte er eine innere Stimme sagen:

Halt ein, Mensch...wo willst du hin?

Der Mensch antwortete sich selbst: Ich will nach endloser Suche ankommen und meinen Durst nach Liebe stillen.

Da sagte die Stimme: Was hast du gelernt und was bringst du mit, wenn du in mein Licht trittst?

Der Mensch überlegte:

All meine Fehler, die mich zu dir geführt haben bringe ich mit und auch all mein Gutes, das mich überleben ließ. Ich bringe dir auch meine Zweifel und meine Unmut über das Leben und die Welt, aber auch die Sonne, die mich wärmte und die Sterne, die mich leiteten. Ich bringe dir mein offenes Herz und lege es in dein Licht, damit es von dir erleuchtet werde und ich meine Wege sehen kann. Keine Vollkommenheit kann ich dir darlegen, dafür aber die Wege meiner Weisheit durch meine Erfahrungen.

Da sagte die innere Stimme aus dem Berg: Du hast nichts geschönt, hast nicht versucht, dich einzuschleichen und warst so mutig deine Fehler zusammen mit deinem offenen Herz darzulegen...du warst ehrlich und respektvoll...du bist lange im Dunkeln geirrt, trotz der Sonne um dich herum...du hast viele Ängste ausgestanden und hast viele, viele Tränen geweint...du bist oft gefallen und doch jedesmal wieder aufgestanden- hast zwar geklagt, doch nie angeklagt.

So komm...tritt ein...deine Suche wird dennoch nie enden, aber ich leuchte dir deinen weiteren Weg und öffne aus dem Dunkel die Fenster in deiner Seele für das Neue und Liebende.

Der Weg dich selbst zu verstehen hat kein Ende, weil er jede Sekunde veränderbar ist...doch nimm mein Licht...

2018

Bild:free


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Lebenswege- Lebenswiege- Liebeswaage

Da fällst du aus dem Mutterschoß in das Leben...dein Leben soll das nun sein. Du ahnst nicht, wie es sein wird- das Leben. Du atmest und entdeckst.Voller Freude greifst du nach Händen...manche geben sie dir, andere nicht. Sie verwehren sie. Du wunderst dich..beginnst zu ahnen...aber kannst es noch nicht verstehen oder gar begreifen. Du erschrickst dich nur irgendwie innen. Du wächst heran...siehst mit jedem Tag dein Leben ein klitzekleines Bisschen anders. Den Klumpen Erde, den du gestern noch in den Mund gesteckt hast, auch ein wenig trotzig, weil du gehört hast, das sollst du nicht...schmeckt heute nicht mehr. Der Eiszapfen, abgebrochen irgendwo, den du verbotener Weise in den Mund steckst, war fast wie ein kleiner Stolz...weil du es trotzdem getan hast...obwohl man dir sagte, du könntest davon krank werden...die schlechte Luft wäre darin.  

Du wirst älter...Du beginnst darüber nachzudenken, warum gestern doch noch alles so voller Zauber war, während dieser mit jedem weitern Tag verblasst.

Mittlerweile bist du gewachsen...die ersten gerade erst gekauften Hosen passen nicht mehr...sogenannte Wachstumsschübe dehnen deine Knochen...manchmal sehr schmerzhaft...und in dir beginnt der Gedanke zu reifen, dass je mehr deine Knochen wachsen, auch mit jedem Millimeter das Entdeckte hinter dir bleibt. Jenes, welches dich so staunend und lächelnd gemacht hat, aber auch jenes, welches dir direkt gesagt wurde, das sei schlecht und nicht gut...oftmals mit erhobenen Zeigefingern oder irgendwelchen grauenvollen erfundenen Geschichten, was alles passieren könnte, wenn man es probiere oder wieder tue. Grimassen ziehen zum Beispiel...da wurde gesagt, es könnte sein, wenn man dabei erschreckt wird, dass man so bliebe...für immer und ewig schielend. Als naives Kind, glaubt man das und fürchtet sich zwar...trotzdem ...man forderte es heraus und tat es wieder. Schon damals spürte man zwar einen gewissen Respekt gegenüber solchen Geschichten, aber doch auch den Widerstand...das Aufbegehren...das JETZTABERGERADE...Erwachsene konnten ja reden, was sie wollten...natürlich gab es auch Sinnvolles, welches man befolgt hat. Doch im Großen und Ganzen wollte man doch selbst herausfinden, wie das Leben und die Welt funktioniert. Tue dies nicht...tue das nicht...ständig versuchte man irgendwelche Schubladen zu öffnen und alle Kinder darin verschwinden zu lassen...die man dann heraus nahm, wenn man dachte, es müsste doch nun gerade passen...die zu präsentieren. Artig und wohlerzogen...geschliffen und gepresst, wie eine abrissene Blume auf Zeitungspapier und zwischen Buchseiten gelegt und mit anderen schweren Dingen zusammengepresst. Jegliches Leben hauchte sich dann aus...bis nur noch ein vertrocknetes Gebilde übrig blieb. Diese Blüte, diesen Zweig nahm man dann irgendwann heraus und setzte ihn hinter Glas zum Ausstellen oder klebte ihn irgendwo ein. Fertig...aber leblos. Tot....aber schön durchaus.

Immer älter wirst du...dir wird klar, dass so dein Leben sein soll...irgendwann als besonders schön und ausgezeichnet gut gepresst. Es beginnt in dir zu rumoren...du suchst wieder nach anderen Händen, die dich verstehen, dich begleiten...

Letztendlich gehst du deinen Weg allein weiter...denn bis auf die wenigen Ausnahmen, denen du begegnest auf deiner Lebensreise, verwehren sich die Hände, da sie deinem Lebensdurst nicht folgen wollen, können und dürfen...du siehst sie jeden Tag ins Auto steigen, siehst wie sie abends kaputt von der Arbeit kommen, siehst draußen vorm Fenster, wie sie sich streiten, weinen...wie sie monoton gegenüber sitzen und kein Wort miteinander sprechen, du siehst sie einkaufen fahren, und wie sie zurückkommen, mit vollgepackten Tüten, aus denen noch ein Preisschild hängt...Frustkompension...Streßabbau...das Geld ausgeben, welches Einnehmen und Erarbeiten dafür sorgt, dass du dort bleibst wo du bist...nicht auf die Idee kommst auszubrechen...Geld regiert die Welt sagt man so...Geld diktiert deinen Wecker morgens, deine Mahlzeiten, deine Familie, deine monotone Lebensweise...dein in Schubladen bleiben und sich darin möglichst zu pflegen...Gerade so viel, dass du nicht verhungerst hast du, manche jedoch haben noch nicht mal so viel und lassen dich dennoch davon ihr Leben diktieren, weil sie sonst untergehen. Wie kann man das nicht verstehen. Oftmals diktiert Geld selbst die Liebe...dann verhindert es, dass man Liebe  leben kann. Liebe ist immer mächtiger? Nein...

Dann stirbt irgendwann die Liebe ...erstickt durch das Geld...

Einmal da --als du noch klein warst, da war für dich alles gleich viel wert...kein Stein war teurer, als der andere, den du in eine Pfütze geworfen hast, kein Vogel, schien dir wertvoller, als ein anderer, es war die auch egal, wie teuer deine Schuhe waren  oder das Shirt...andere Dinge waren wichtiger und niemals hat dich dabei Geld interessiert...Du hättest alles erreicht in der Liebe auch ohne Geld. Auch in der Freundschaft.

Heute denkst du anders...denn Geld regiert die Welt und die Herzen.

2018

BIld: Kohlezeichnung, 1999. Ins Leben gefallen

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Ein Vogel hört nicht auf zu singen

Irgendwo singt immer noch ein Vogel, der nicht mehr weiß, ob es nun schon Nacht oder noch Abend ist...Es scheint auch in ihm ist es heute Nacht ein Trauerspiel...vielleicht kann er ja nicht aufhören, weil er seine Traurigkeit singen muss...Es ist nichts mehr, wie es war- immer schon war es so- jede Sekunde ist Vergangenheit und doch greift und leidet sie uns in die Gegenwart. Immer ist Jetzt...und meine Uhr schlägt ihren Gong...

Ein leuchtend heller Klang...genau  null Uhr ist es jetzt. Ich bin wie der Vogel...und singe in die Nacht...ich rufe die Stille und die Ruhe...

Der Vogel flattert durch das Dunkel des Baumes...aufgescheucht, vielleicht erschrocken...

Ich möchte ihm so gerne helfen...doch es würde nichts bringen, denn wir sitzen ja beide in der wirren Nacht...und dann greife ich in mein Herz- dort wo der Weltschmerz sitzt...und da bricht es auseinander, wie eine Glasvase, die man auf den Boden wirft...

Diese Nacht...meine Trauermelodie...heute gibt es keine Sterne- weil ich nach Frieden in mir suche...der von aussen keine weissen Fahnen, sondern Trauerfarbe trägt...

Und Morgen dann sammel ich wie so oft die Scherben meiner Herzvase auf und setze eine frische Blume hinein- in meine Erde des Friedens...

Bild und Text 2018


Das Spinnennetz

Ich ging erneut zur Erft, jenem kleinen Flüsschen, das so klar und lieblich in seinem Bett dahin schwimmt. Endlos wusch es seine Ufer von allem Schmutz, riss diesen mit sich bis dieser klar wurde und zu Boden fiel. Dort haften blieb, als wenn das Saubere, das Reine schwerer wiegen würde. Seerosen hatten sich entlang der Ufer vorbereitend auf ihre Blüte verankert. Die seichte Strömung schlängelte sich durch ihre Wurzeln und Blätter hindurch. Darauf und darüber wunderblaue Libellen, die miteinander ihre Hochzeitstänze flogen. Im Sonnenschein funkelten sie wie Diamanten.

Dem Wasser folgend lief ich immer weiter und kam zu einer Holzbrücke, an deren Brüstung sich mehrere Spinnennetze befanden. Eines davon zwischen zwei Holzstäben.

Es wehte an jenem Tag ein leichter Wind und dieser zog auch über die Holzbrücke und durch das Spinnennetz.Es wurde hin-und her geschaukelt, an ihm gerissen und gezogen...doch es hielt stand. Ich beobachtet es eine ganze Weile.

Mittlerweile hatte sich der Himmel mit dunklen Wolken in ein kommendes Regengrau gehüllt.Vom Sonnenschein ins Finstere...der Himmel versteht das Leben auf Erden. Es ist ja alles im Himmel, in seinem Wirrwarr und dann wieder im klaren Blau ein Spiegel.

Ich stehe immer noch auf der Brücke und schau in den Fluss. Da höre ich eine Amsel aus irgendeinen Baum oder Gebüsch. Sie schimpft...zumindest deute ich es so. Schimpf nicht, sag ich zu ihr in Gedanken. Es hilft ja nichts...das Leben ist nun mal wie es ist. Wir schimpfen zu viel und achten zu wenig. Ob das Leben nun einen Sinn hat oder nicht, ob es du es nun gut findest oder nicht, ob du dich ertappst manchmal lieber Luft zu sein, dich aufzulösen...das Nichts sein...und auch dann bist du kein Nichts.Das Spinnennetz hat Lücken ...sonst wäre es kein Netz und doch jedes weiter hingerissene Loch durch den Regen oder Wind bedeutet weniger Löcher. Es ist ein Paradoxon und doch so klar und deutlich. Das Nichts...was wir uns denken so nah im Spinnennetz.

Manche Tage flackert uns das vermeintliche Nichts in unseren Gedanken auf...schüttelt uns, prüft uns...wir denken so...nichts...nichts ...egal...egal...nimmer mehr...nimmer mehr...doch jeder dieser Gedanken ist fern des Nichts. Sondern ist das Volle, das Bunte, das Grauvermischte. Frag dich nicht weiter nach dem Sinn...er blockiert dich. Der Geist sucht ständig nach Antworten. So sind wir nun mal gemacht. Immer und immer weiter...doch je mehr man den Sinn sucht, umso mehr findet man ihn nicht, denn das Leben selbst ist der Sinn und darin ist das Oberste die Liebe. Die Liebe ist Alles. Danach streben wir, danach suchen wir, das geben und empfangen wir.

Der Fluss trägt gerade ein Stück Holz mit. Woher auch immer das stammt...es ist ihm egal. Er nimmt es mit, wohin immer es will und an Land gespült wird oder hängen bleibt. Uns treiben die Tage durch das Leben, wie einen hetzenden Esel manchmal...Was wir alles wollen vom Leben ist schier unglaublich. Wir bürden uns unendlich viel auf, was wir erfüllen wollen und auch gewollt sollen. Getreu lassen wir uns einreihen in all diese Strukturen..von uns selbst so gewählt aber auch so gefordert und gepresst vom Staat.

Wir lassen uns treiben und treiben...ich meine nicht das herrliche losgelöste Treiben, sondern das was mit dem Zentimetermaß vor uns ausgebreitet wurde. Da haben wir so zu sein, und dann und dann haben wir das zu machen und dort müssen wir uns hinstellen und begutachten lassen, ob wir auch passend genug geworden sind. Um zu dienen...nichts anderes ist das Leben. Wir dienen...wir beugen und gehorchen und gleichzeitig kämpfen wir dagegen an...schreien nach Freiheit, nach Gerechtigkeit...nach Menschlichkeit und Tierliebe. Und setzen uns sogleich wieder selbst Grenzen, denn wir sollen ja so nicht sein...nicht wahr? Denn alle diese Lücken im Netz, welches uns ein Leben lang hält, worin wir uns schon als werdendes Wesen verfangen haben, ist stets bewacht von einer Spinne. Sie ist es, die dafür sorgt, dass wir möglichst lebend gefangen bleiben und die dafür sorgt schnell wieder die zerstörten Fäden zu erneuern. Ansonsten droht die Gefahr, dass einige hindurch fallen und das Leben ...das wirkliche Leben entdecken. Wenn es jedoch die Spinne gelüstet verspeist sie uns. Dann haben wir zu sehr gezappelt im Netz. Dann waren wir unartig und rebellisch. Unbrauchbar geworden. Dem Gehorsam widersetzend. Man konnte von uns dann keine Erhöhung des Bruttosozialproduktes mehr erhoffen und fürchtete auch die Revolte. Sie könne sich ausbreiten.

Manchmal geht die Spinne auch weg und kommt nach einiger Zeit zurück. Dann krabbelte sie in eine andere Welt, die uns verwehrt wird...uns, die wir sie einmal erst dazu machen, dass sie das ist, was sie ist. Uns lügt und betrügt man. Kein Wörtchen kommt über Ihre Zungen...über geplante Kriege usw.

Ich sehe zur Spinne im Netz...sie hat jetzt ein Opfer durch den Wind wahrscheinlich, welches noch voller Lebendigkeit um sein Leben zappelt...Auch wir zappelten einmal...oftmals in der Pupertät...wir begehrten auf..wir sträupten uns...wir widersprachen auch gegen alle Konsequenzen. Wir waren plötzlich nicht mehr um Achtzehn Uhr daheim, sondern erst gegen Zwanzig. Wir wussten es gab Strafen, doch wir wollten zeigen, dass wir unseren eigenen Kopf hatten. Das man uns respektiert.

Wann genau haben wir das dann wieder verlernt? Wann genau haben wir das Aufgegeben und warum? Weil es bequemer ist mitzulaufen? Weil es mehr Anerkennung bringt? Weil es besser ist mit dem Strom, als gegen ihn zu schwimmen? Wann genau und warum genau gaben wir unseren Geist an der Pforte des Profites ab? Damit uns der falsche Gehorsam den Bauchnabel streichelt?

Manche haben sich nicht verbiegen lassen...manche gehen trotzdem und immer noch ihren Weg. Aber die, die sich zurücklehnen und machen lassen...die profitieren dann auch davon. Ist das gerecht?

Das Wasser fließt schon sehr sehr lange...doch es rauscht immer noch in den Klängen seiner Geburt.

Text und Bild: 2018


All-e-Liebe

In mir bist du mein Tanz, der mich in deine Schönheit dreht. Bist mir mein Geheimnisvolles, das mich staunend durch die Nächte trägt. Wie du in mir klingst und mir deine Lieder durch meine Herzschläge pulsierst und singst. Wie du deine Farben in dein Glitzern voller All-Lichter hüllst, als wär der ganze Himmel ein Tuch, das sich jeden Moment in meine Augen-Blicke webt. Du Großes...ich bin verbunden in alle Ewigkeit mit dir- Liebendes. Nächte duften anders, als die Tage. Viel klarer und manchmal regnet es Rosensüße aus dir auf alle Ödnis der Seelen.

Im Funkeln deiner Weite zart berührt hat sich ein kleiner Vogelflaum im Geäst eines Baumes verhangen. Im Schatten deines Lichtes sieht es aus, als würde deine unsichtbare Hand diese kleine Feder streicheln.

Alles ruht jetzt. Nur manchmal ein Nachtvogel- nur manchmal ahnend irgendwo ein umherziehender anderer einsamer Wolf, der seinen Mond umarmt. Wie Heilige beweinen sie sich gegenseitig ihr sehnsüchtiges Herzinneres, das sich nach der Liebe sehnt.

Am Tage hetzt er dann wieder durch das Unterholz. Manchmal erwischt ihn ein Sonnenstrahl...dann gedenkt er seiner jungen Jahre, da er noch vertraut hatte, bis man seine Liebste tot liegen liess.

Was du mir alles erzählst...dort hinten beginnt ein zaghaftes Licht durch ein Fenster zu schimmern. Zwei, die sich umarmen werfen ihre Schatten in dich hinein- hauchzart- noch ganz frisch. Sich umsorgend...noch ganz behutsam um jede Berührung. Wie ein Windküssen, das sich über ihre Körper liebkost...jene Momente, die irgendwann oft vergessen werden. Die Jahre bleichen allen Beginn in seinen Farben oftmals wie ein einstmals dunkles Wäschestück.

Wie du dein Blau und deine Sterne umarmst und dich über meine Lippen sprichst. Dein Kuß schmeckt nach Ferne, die sich immer wieder neu entzieht...du willst weiter unerkannt bleiben. Zuviel hat man dir schon entzogen, und auch dir droht das Hässliche in deinem Unendlichen...Sternenkriege...

Bitte ...wein nicht...ich wein mit dir. Das Heilige ist schon lange nicht mehr heilig. Auch du nicht...

Da blinkt eine Sternenschnuppe sekundenschnell von einem Herzschlag zum nächsten...das bist du...immer auch Hoffnung.

Und in meinem Herzkäfig sitzt ein ferner Stern von Dir und öffnet in mir alle Türen...

2019

Bild: free (Milchstrasse)


Nur ein Tropfen

Nur ein Tropfen...sei du mir meiner. Der mein Universum in Bewegung bringt, der mich weiter macht. Schwingen wir ineinander- miteinander- aus dem Stillstand heraus. Bis wieder scheinbare Stille eintaucht.

Sei mir mit einem einzigen Tropfen ein ganzes ewiges dauerndes Buch von Informationen, das sich in meine Gedanken legt. So lange, bis alle Schwingungen sich wieder glätten, sich längst weitergetragen haben- hinaus umarmend in alles Seiende. Stille Worte dich sich winden in ihren Symbiosen durch alles hindurch und in alles gebend. Wasser ist Leben und klopft seine Gedichte auf unsere Seele und in unser Gemeinsames.

Du, flüster mir deine Berührung in diese Wellen. Es ist Liebe, die sich übergibt. Unfassbar, stetig umhüllt im Mantel des Zeitlosen.

Die Liebe, die wir meinen erkannt zu haben ist anfangs eine Täuschung, denn sie ist uns selbst vorhaltend- wie ein Ebenbild, welches wir in dieser Täuschung sehen. Wenn sie einmal durchlebt ist, dann IST Liebe erst.

Bis dahin erlebt sich nur das Eigen zum Anderen. Die Schablonen müssen sich erst von der Gloria verschieben...hin zum wieder Entdecken, das uns wahr werden lässt. Denn wir erkennen dann den Menschen erst, der uns verbunden ist, mit und in dem er wirklich ist.

Selig die...die trotz Verschieben weiter lieben und die Unvollkommenheit des Werdens achten. Denn ohne Unvollkommenheit wären wir nicht. Sie macht uns zum Lebendigen...zum Lernenden, zum Reifenden...sie erst ist das Berauschende, das uns empor hebt.

Nicht die Täuschung.

  2019

Bild:free

 

Träume und Realität

Manchmal...da denkst du, bekommst du in dem, worin du dein Leben schwimmst, keine Luft mehr. Du fühlst dich wie ein gefangener Fisch in seiner furchtbaren kleinen Kugelwasserwelt. Dorthin hatte man ihn einst ins sogenannte Leben entlassen.

Anfangs war noch alles neu...doch je mehr er im Kreis schwamm, umso monotoner, umso einfältiger, umso stupider und umso langsamer schwamm er auch. Dadurch sich ja nichts mehr großartig veränderte, wirkte alles unglaublich langatmig und umso gleichmässiger vergingen auch Tag und Nacht. Ungefähr so, dein Unterbewusstsein dich nach Hause auf deinen Füßen gehen lässt, obwohl du nicht mehr nachdenkst, wo du lang gehen musst, um anzukommen. Hast du es schon einmal bemerkt?

Voller Energie war der kleine Fisch einst, heute, da stets alles nur Wiederholung schien, hatte er keine Lust mehr sich überhaupt zu bewegen. Warum denn auch? Bloß noch das Zwanghafte blieb übrig. Jenes eben, was man - wie man so floskelhaft immer sagt- so tut und macht.

Man geht ja...man tut ja...man ist ja..man soll ja...sei so und nicht so, sei das und nicht dies, sei bloß nicht...mach bloß nicht...und so weiter...

Er sank zu Boden...und blieb liegen.

Das allerdings konnte er ja nicht lange aushalten, denn er musste Luft schnappen.

Also quälte er sich zur Oberfläche- immer wieder.

Eines Tages, da schnappte er mal wieder und machte einen Satz hinaus aus dem Wasser- aus dem Alltagsgefängnis.

Ach, wie fühlte sich das herrlich an...endlich frei...endlich die weite Welt, endlich wirklich leben...das Leben. Allerdings merkte er auch, dass er ja nun mal ohne Wasser nicht überleben kann.

Der Himmel über ihm war so herrlich...da fiel er durch die Schwerkraft zurück in sein Glasgefängnis...und platschte ins Wasser.

Einen Augenblick Freiheit...was für eine Leichtigkeit, was für eine Erleichterung, was für Energie er wieder spürte...welche Freude...Glück.

Wo ist ein Ausweg?

Und aus seiner Glaskugel schaute er betrübt in die Welt um ihn...

Bild und Text 2019

Was ist Wahrheit? Kleiner Auszug aus einem Teil meines Textes - Die Reise durch das Wunder Leben.

(...) Nun, wir werden sehen, irgendwann werden wir eine vorläufige "Wahrheit" vermuten. Vorläufig deshalb weil sie widerlegt wird zu einem späteren Zeitpunkt. Eigentlich ist sie damit ein Paradox.
Die Frage ist, was ist Wahrheit? Wenn für einen Menschen, den ich hier x nenne das a wahr erscheint, so ist für einen zweiten Menschen den ich y nenne b wahr. A erscheint für x als weiss, während für y b als schwarz erscheint- beides ergibt die Farbe grau also ein c und somit wäre eine dritte Möglichkeit gegeben als Wahrheit. Man könnte dies auch so sehen, dass schliesslich zwei Theorien zu einem richtigen Ergebnis führen können oder einem kompletten falschen. Genauso könnten sie sich alle drei auch als falsch herausstellen und eine vierte wäre die richtige Antwort. Somit hätten wir ein d neben a, b und c. Und damit ergeben sich wiederum weitere Ergebnisse in der die Wahrscheinlichkeit des Treffers höher ist als nur bei a und b. Und so weiter.
Popper zum Beispiel lehnte einen absoluten Wahrheitsanspruch einer Theorie ab. Doch was heisst schon absolut?

2002

Bild: free


Die Rosenblütenphilosophie

Mir greifst du ins Herz, in deinem Fallen...in deinem Atmen, das nach seinen Wurzeln ruft...in deinem Weh des Warum...Rose du...man riss dir den Kopf ab und warf dich auf den Boden. Achtlos nahm man dir das Leben. Das Schöne, Zarte in dir sah man nicht. Dein süßer Lebensduft, der allem Leben seine Kreisläufe preist, warf man weg, wie Müll. Dennoch strahltest du...blühtest du noch eine gewisse Zeit. Was du für eine Kraft und Energie aufbringen musstest, um überhaupt eine Blüte zu werden...man schätze es nicht. Um jedes Wachsen und Gedeihen sollten wir dankbar und demütig sein, denn alles ist ein tiefes Miteinander, das sich ins All und zurück rankt und windet, wie ein Efeu sich um seinen Baum umarmt und liebt.

So liegst du da...wie schon andere vor dir...die man ohne Fühlen wegwarf.

Du begehrst auf...strahlst mit deinem abgerissen Kopf in deinen Himmel...rufst für uns scheinbar stumm...Ich leide...ich leide...Gnade...Beendet das Leid.

Da schiebt sich ein Tautropfen, übriggeblieben vom Meer weit fort niedergelassen auf dein Haupt...es weint sich auch aus der Ferne auf dich...weint sich auf alles Leid.

Ach Rose du...getrennt von deinen Dornen, deinen Wurzeln, deiner Bestimmung...

In meiner Hand liegt dein Blütenkopf, zerbrechlich und schon fallen die Blätter mir hinunter zurück ins Gras. Ich wollte dich ent-leiden in deinen letzten Stunden, doch du sagst mir: Lass...es ist besser so...die es getan, haben mich vergessen, doch die mich gesehen, die lieb ich mit ins Endlose.

In jedem Herz wohnt eine Rose, auch in denen die sie noch nicht fühlen.

Leg mich nieder, geb mich zurück in mein Zergehen, dort werd ich in die Liebe hinübergehen aus meinem Weh und Leid.

Es ist für alle Zeit über die Dornen zu gehen, zum Weg des Liebens.

Da setzte ich sie ab und übergab sie wieder ihrem Grasbett- das ihr Sterben war.

Und spürte ihr Leben in mir.

Bild und Text 2019

Das Netz des Wassers

Ich saß in einem kleinen Bambuswäldchen hindurch sich ein ebenso kleines Flüsschen schlängelte. Hier tanke ich auch oft Ruhe und Be-Sinnung.

Das Netz des Wassers, das sich hinüberzog, wie eine Hülle... es vereinte das Fliessen und die Unruhe ins sich und das stille Zwischen und formte sich in seine Sprache, die sich unsichtbar weitertrug ins Verbindende.

  Dieses Nährende des Lebens, dieses Informationen fähig ist zu speichern, wie die Moleküle der Luft und überhaupt jede Zelle dies ja tut, wirkte wie ein aus dem Periodensystem hervorspringender Spiegel.

Dann umwirbelte es zärtlich die Steine und permanent durch die Physik und noch viel Tieferes entstand ein Sound des Lebens, der alles in Schwingung brachte und mitklang in das Rauschen das Bambus über mir und ihm...Licht, wie Schatten drangen abwechselnd durch die meterhohen Bambusbüsche und erzeugten so eine Abwechslung von Spiegelungen und dem Freisein davon.

Das Bild des Wassernetzes hab ich mit einer besonderen Kameraeinstellung aufgenommen.

Was alles sichtbar wird, was sonst verborgen bleibt, wenn es nur einmal anders gesehen werden kann....

Bild und Text  2019