Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Bodenlose Bilder, die Kunst der Dimensionen – Nicki Heis

Ein- Bild -ungs – Gedankenspaziergang

Beim Betrachten von Bildern sucht sich unsere Ein-Bildung ein Bild zusammen. Sicher, das ein oder andere Bild lässt keine Zweifel, ist klar und scheinbar bestimmt in seiner Interpretation. Das kann so angenommen werden oder aber es kann angezweifelt werden, indem es mit Tiefe analysiert wird. Wir bilden uns in ein Kunstwerk ein. Bilden uns visuelle Bruchstücke zusammen. Erkennen und spiegeln uns darin wieder oder aber wir suchen uns im Bild. In manchen Werken finden wir uns, manchmal verlieren wir uns auch oder aber das Werk bleibt fremd. Manchmal befremdet es, es ergibt sich einfach kein Austausch zwischen Werk und Betrachter.

Es gibt Werke, ob Musik, Bilder oder Texte, mit denen lässt es sich verbünden. Es kann so etwas wie Vertrautheit spürbar sein. Das gibt es auch in der Literatur. Verbundenheit und manchmal etwas Meditatives. Alles herum wird unwichtig...als ginge es hinterm Bild weiter. Das ist die beste Literatur, bei der man alles vergessen kann und einfach nur für diese Stunden des Lesens mit dem Werk verschmilzt. Eben das gibt es auch in der Musik oder in der Malerei. Es geht doch letztendlich darum, dass ein Werk berühren sollte. Es sollte Erinnerungen erschaffen. Ein gutes Werk wird nicht mehr vergessen. Es bleibt im Lexikon des Langzeitgedächtnisses und ist jederzeit abrufbar.

Die Kunst der Nicki Heis hat mich sofort angesprochen und berührt. Wie oft ich auch ein Bild von ihr betrachte, es ist jedes Mal etwas anderes, was ich finde. Ich kann es nicht erklären, jedoch ist es, als ob sie Gedankendimensionen gemalt hätte. Vielleicht empfinde ich es so, da ihre Kunst auf mich wirkt, wie Andeutungen. Viele Bilder im schlichten Schwarz/Weißton. Manche erinnern an japanische Zeichenkunst, bei anderen wieder denk ich an einen Rorschachtest. Einige Werke lassen mich erschaudern. Sie haben etwas Mystisches oder wecken Besorgnis. Sehe ich nur eine schreiende Frau im düsteren Zimmer? Oder ein verletztes Kind auf einer Schaukel, das die Arme vor sich kreuzt, als wolle es sich schützen?

Inwiefern stellt sich die Künstlerin selbst dar oder greift sie gesellschaftliche Themen auf und „verarbeitet“ sie in ihren Bildern? Das ist generell in vielen künstlerischen Metiers DIE FRAGE. Zu oft wird alles auf das Persönliche der Künstlerin/ des Künstlers bezogen. Das kann, muss aber nicht so sein. Ich kann da auch von mir selbst berichten. Ich kann mich in Emotionen/ Gegebenheiten und so weiter hineinfühlen und denken. Also einen rein literarischen Text schreiben oder kann ein Bild aus der reinen Vorstellungskraft malen, ohne dass nun zum Beispiel mein gerade empfundenes Gemüt einfließt. Kann zum Beispiel ein Liebesgedicht schreiben, ohne, dass ich gerade selbst verliebt bin, einfach, weil ich vielleicht ein Paar beobachtet habe. Oder, weil ich mich an jene Gefühle erinnert habe. Es kann auch anders sein...vielleicht war ich gerade von Amor getroffen und hab dann geschrieben. Ich weiß, das kann verwirrend sein. Aber ein Künstler hat oft gewisse Fähigkeiten, ähnlich einer Theaterbühne im Kopf. Vorstellungskraft, aber genauso auch das wahre Leben schildernd. Ehrlich und schonungslos. Dieses Gestalten aus der Empathie heraus, das ist auch eine Kunst. Wie sollten sich zum Beispiel sonst dystopische Texte schreiben lassen?

Vielleicht sind es eben diese Andeutungen in den Bildern der Nicki Heis, mit wenigen Pinselstrichen gemalt, die immer wieder andere Ein- Blicke verschaffen. Ein Bild im anderen. Ein-Bildung in eine andere. Da ist die Faust im Augenblick, dann wieder ist es ein Stein...Der werfe den ersten Stein! Und es regnete Steine! Derartige Tiefe finde ich zum Beispiel unter anderem bei Anselm Kiefer. Es ist, als hätten seine Bilder keinen Boden. Kürzlich unterhielt ich mich über seine Kunst mit einer Galeristin. Wir waren uns da einig, dass seine Werke umfassend und unbegrenzt scheinen. Beeindruckend auch die Verbindungen einiger seiner Bilder unter anderem zu Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Selbst in Ferdinand von Schirachs Literatur finde ich das, obwohl sein Schreibstil klar und präzise ist, findet sich Tiefe und Weite. All diese Künstler berühren, weil sie vom Leben erzählen. Jede und Jeder auf seine Art und Weise.

Die Künstlerin Nicki Heis hat mir Folgendes über sich und ihre Arbeiten mitgeteilt: Nicki Angelika Heis, 1962 in Wien geboren. Meine bewusste und kraftvolle geführte Malweise: erzählend, expressiv, abstrakt; Menschen u Menschliches. Ich hab mir alles selbst beigebracht..und habe ab 28. Aug 2022 in der Galerie Mahlerkerg 11, 1010 Wien eine Sammelausstellung Public Artistsl.

Wer also nun neugierig geworden ist, dem ist ein Besuch der Ausstellung ans Herz zu legen.

Lotta Blau, 07/2022

Alle Rechte der Bilder bei der Künstlerin. https://publicartists.online/artists/angelika-heis/