Zum internationalen Tag der Tiertransporte (01.07.)
Tyrann und Untertan
Was haben euch denn
die Tiere getan
ihr seid Tyrann
sie Untertan?
und wann endlich
beginnt das Zeitalter
des Menschen...Wann?
Wann?
Freiheit und Friede
den Tieren
Bild:free
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Anterior Insula
Der ethische Rückschritt
ist aus seiner Wiege gekrochen
übelriechend belagert er das Denken
die Vernunft hat sich ihre Totengräber gerufen
das Mitgefühl für das Leben stirbt aus
man muss sich dieses beweisen
posiert Nieder-Gang
durch alle ICH-Gefüge
Anterior Insula verschwindet
die Blicke in die Spiegel der Außenwelt
reflektieren röchelnde Neuronen
die immer kraftloser werden
ihre Spiegelungen transportieren rückwärts
die Hoffnungen lagen einmal bei ihnen
irgendwann
könnte es einmal
Lotta Blau, 2020
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Wort-Gebaut
Ich weiß
Sprachnester bauen Utopien
in ihnen warten Flüge durch schwarze Stimmen
verbrannt Gesagtes - Zeile für Zeile
die wunden Worte klaffen zu den Wolken
ihre Brustkörbe geöffnet
rieselt Entfremdung in ihren Atem
die schwarzen Fenster-Kreuze entlang
immer wieder Zerstörung vom Irgendwo-Land
verschlingt das Pulsieren
die Liebe trägt Trauer durch die Fenster
und stürzt aus den Federn ihrer Flügel
die Finsternis leckt uns das Blut
eines Tages, wenn Sonne aufsteht
wird das Dunkle sichtbar werden
und wir uns neu erfinden
Bild und Text Lotta Blau, 2020
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Es weiß ein Land
Die Äcker singen das Korn
aus den Stufen der Luft
das täglich Brot
trinkt seine schwarze Milch
es hat kein Ruhen
unter den goldenen Trauerkränzen
ziehen sich die Furchen wieder auf
nie geheilte Wunden
blinde Uferlose
die Herzen erbrechen sich
über die Schlangenzungen
gespalten haben sie die Zeit beladen
die Fracht kippt
bis Finsterland
Bild und Text Lotta Blau, 2020
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Letzte Wale zum letzten Abend-Mahl
Bald sind die Meere
statt mit Lebewesen
gänzlich mit Plastik gefüllt
dann angelt man Plastikfische
und segelt auf Plastikflaschen
in denen sich Plastikpartikel gesammelt haben
die man dann mit plastikverseuchtem Wasser aus
der Leitung auffüllt
macht nichts
dort schwimmen eh die Hormon- und Medikamentenreste
von Kanalisation zurück in die ehemaligen
und sogenannten Naturkreisläufe
alle Berufe die das Wasser
die Meere und Seen brauchen
sterben aus
auch Badestrände werden mit Plastikburgen umbaut
die letzten Wale
die all dem noch entkräftet stand hielten
die hat man mit Harpunen getötet
und die verbliebenen Delfine
zappeln noch in Blutbuchten
ihren letzten Flippersong
die Sonnenuntergänge
spiegeln Wattestäbchen am letzten Seepferdchen
und Bierdosen am Horizont
die Hochzeitsgesellschaft hat rechtzeitig
am Strandhotel einen Abschnitt gebucht
man baut für sie einen netten Blick
auf die Zukunft ohne Zukunft
aber das Hotelzimmer hat noch Klospülung
und Klimaanlage
im Saal unten
wird die Feier geplant
mit einer langen Tafel
zum letzten Abend-Mahl
der wahre Gott heißt
-Wirtschaft-
so ihr Wille geschehe?
Wollen wir das wirklich?
Schattenmund
Schattenmund, tauch ab. Die Lichter der Nacht vereinen friedliches Schimmern mit dem Trostlosen. Da fällt das Leuchten auf die Gestrandeten. Deren Dach keines mehr ist. Was blieb, als drei Taschen in einer Bushaltestelle vom einstig Gewollten. Die Brille der Frau noch ohne Patina, das Glas noch nicht zerkratzt, keine Flasche...noch nicht. Das Gesicht maskenhaft zum Schmerz verzerrt. Müde, sagt ihr Atem zu mir, auf meine Frage. Müde...und schräg gegenüber, auf der Kirchentreppe vor einer geschlossenen Tür, liegt ein Übriggebliebener, eingerollt im Letzten. Morgens war die Nacht wieder nur ein Requiem. Die Glocken quälen sich über die Lippen und trauen keinen Augen von Niemanden mehr. Sonntags will man nicht stolpern, doch es sagen sich sieben Worte in die Gewissen, die wie Siebe löchrig sind.
Nebenan laufen bald wieder die Gehetzten durch die Gassen und Geschäfte. Wie teuer ist wohl ein Himmelsdach pro Quadradmeter ohne Bodenhaftung?
Die Schattenmünder entziehen sich allen Floskeln. Sie sprechen die Kälte wie Schnee über die aufblühenden Zweige. Frühlingsnah im Winter ist verloren. Unecht, wie die Faselteppiche auf denen jene sitzen, die Täuschungen an die Ränder stricken. Das Leben ist voller Metaphern, die man beinah bis ins Unendliche entkleiden kann. Diese Obdachlose war schon nackt. Endstation in drei Tüten voller Erinnerungen gepackt. Es regnete, es war kalt und sie hockte in der Ecke der Haltestelle umzingelt vom Regenwasser und eisiger menschlicher Kälte. Die Gefallenen tunken ihre Flügel, die schwer wie die ganze Welt, in die Wolkenbrüche. Sie trocknen meistens nicht mehr...die Flügel. Sie bleiben bleiern schwer und ziehen immer weiter nach unten. Vielleicht und ab und an, da tröstet Wärme. Manchmal, wenn man sie sehen will.
fifty fifty, deren Sozialarbeiter haben ihr auf meine Bitte geholfen.
Lotta Blau,im Frühjahr 2020
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Während
Während
geht das Sterben auf dem Meer weiter
während
werden die Armen noch ärmer
während
Kriegsprofit
während
bleiben die Alten allein
während
Menschen hassen
während
stirbt das Kind ohne Eltern
während
brennen die Wälder
während
schmelzen die Gletscher
während
füttert man Konzerne
während
geht die Kunst pleite
während
bleibt alles beim Alten in der Pflege
während
will man nicht investieren
was nur oder überwiegend kostet
lohnt sich nicht
"Nur die gesunden Unternehmen sollen überleben"
während
...
wir den Nächsten argwöhnisch
in schwarz - weiß betrachten
während
sind wir blind geworden?
Lotta Blau, 2020
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Stein-Zeit
Wir sprechen Liebe
im Zentimetermaß
zwischen Stühlen
leben sich Abgründe
Fallstufen ohne Türen
die Nähe rutscht von deinen Lippen
nährt den fahlen kalten Boden
die Worte werden Steine
steinigen Sprache
Sprachkriege
Stein zu Stein
Staub zu Staub
Asche zu Asche
wir heben die Gräber
Graben um Graben
dort
die Fäulnis aller Rosen
es will kein Wort mehr
in ihre Worte
Lotta Blau, 2020
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Das Fremdsein
Irgendwo bleibt man fremd, denn das Irgendwo bleibt doch eine lebenslange Suche in sich selbst und der Welt. Wann immer wir meinen uns gefunden zu haben, so entdecken wir ja doch Neues in uns, das das schon Erfahrene und Bekannte in sich aufnimmt. Irgendwo - Nirgendwo-Überall...
Als kleines Kind fremdeln wir und suchen Bekanntes und Vertrautes, wollen diese Nähe, diese Bindung nicht hergeben. Wenn doch, dann schmerzt es uns im Kindlichen so sehr, dass wir beginnen zu trauern und zu weinen. Diese Zeit ist außerordentlich wichtig und prägt unsere weitere Bindungsfähigkeit.
Aber darüber hinaus gibt es auch ein Fremdsein und Bleiben, eine Sicht aus dem Alltag hinaus, der eintönig und anmaßend seltsam beim genaueren Betrachten ein Lebensfresser sein kann. Ausbrechen aus diesen Strukturen und wenn es nur ein Atmen durch die Nacht ist, in aller Stille, Langsamkeit und allein. Das wirkt verbindend, weil dieses die zwei Verlorenen miteinander eint. Die heilsame Einsamkeit und das Fremdsein.
Je mehr man diese Tiefe benötigt, die sich dadurch eröffnet, umso mehr spürt man den Schauer dieser Stunden. Irgendwie losgelöst eine tiefe Freude, die etwas in uns stillt. Nämlich das Loslösen aus Allem und von allen Strukturen. Das ist innerer Frieden und ganz eigene Freiheit. Und gleichzeitig bedeutet es, dass überall Fremdsein bleiben wird und jene, die das so spüren, es brauchen, um überhaupt ihren Durst nach sich Selbst und dem Verstehen stillen können - auf Lebenszeit. Das bedeutet, dass man sich selbst immer wieder an die Ränder der Gesellschaft bringt und aus Abstand in das Leben aus dem Leben sieht.
Jeder, der zum naturgegeben Fremdsein in der Welt steht, der hat Mut und besitzt die Einsicht darüber. Es ist eine Fähigkeit des Tieferen, zu Ergründenden und immer im gewissen Maße bleibend Unbekannten unseres Selbst. Dieses wir versuchen zwischen inneren und äußerem Leben zu verbinden. Im Grunde ist es Ideallos gegenüber jeglicher Vollkommenheit, dafür jedoch gefüllt mit Sichtweisen, die nur dadurch möglich werden.
Lotta Blau, 2020
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Geteiltes Land
Wahrlich finstere Zeiten
nicht genug Bombenkriege?
rieseln Splitterworte
durch die Adern
pulsieren ihre Gräben aus
weiter, größer, fester
Links gegen Links
sei nur einer Meinung
derweil formiert sich das braune Gespinst
übermächtig
in ausgegrabene Rucksäcke
die Helme Aug an Aug
auf den Kreuzen
es ist nicht genug gehasst
nicht genug gemordet
die Lippen nicht fest genug
zusammengeschwiegen
und zum Gleichschritt genickt
war das nicht gestern schon?
fortgesetzte Zeigefingerkriege
jeder gegen jeden
Wundenreißer
schleifend
tropfend
stinkende Blutlachen
geteiltes Land
weint sich aus den Gräbern heraus
Lotta Blau, 2020
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Splitter - Tage
Dann verschweigen wir uns
zerstören wir uns
schlingen wir uns wie einen
unverdaulichen tödlichen Knoten hinunter
der sich festsetzt
wie ein Brandmal im Zwischen-Uns
WIR
gelöscht
lasst sterben
am Gift der neuen Verlorenheit
trennen wir die Schnüre
an den Schuhen
die uns einmal verbanden
öffnen wir die Abfall-Tonnen
dann waren wir nie WIR
dann waren die und der
und das
dann bleibt es vielleicht
und niemals
im Jedermanns - Kalkül
zersplittert
Die Würde des anderen
beginnt wo der andere
sie in ihm sieht
anders
Lotta Blau
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Finsterland
Finsterland
die Sonne ruft Jahrzehnte herbei
es sollte doch einmal besser werden
verbrannte Fühler
wie verbrannte Erde
die nach ihren Wolken griffen
die großen Stunden
begraben ihre Gestirne
unter dem Immernoch
es ist Last über den Nachkommen
das Holz unter den Worten:
Wir sind geläutert.
knistert seine Tränen
unter nie gelöschtes Feuer aus
die bunten Falter
werden in ihren Freiheiten schwach
die Schwere aller Generationsbürden
sattelt sich weiter auf
die Flügel bündeln sich im Gleichschritt
hatten wir nicht einmal geschworen?
Lotta Blau, 2020
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Zwischen uns
regnen sich die Worte
über die Zensur
gestern noch kannte man die Steine
im Herzen des anderen
heute wirft man sie auf die Münder
der Andersdenkenden
schweigt und brecht euch die Zungen
schreit man in das Alte Neue
Gedankenwagnisse widersetzend
der Gehorsamsgleichschritte
wehe dir oh du dunkle Zeit
die Nächte weinen sich in die Sterne
deren Staub sich aus den mahnenden Rufen
über Wiederkehrendes legt
zwischen uns
erbrechen sich die Brücken
einer gewesenen Gemeinsamkeit
Hoffnungssterbend fällt
das Streben einer gerechteren Welt
umarmend in diktierte Gruben
Lotta Blau, 2020
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Transparenz für eine dynamische Demokratie!
Voraussetzung ,so meine ich, eines Erfassungskomplexes für die demokratische Meinungsbildung ist u.a. die Transparenz aller staatlichen Vorgänge. Nur so können Fehlinterpretationen, die zu Chaos oder dem Gegenteil nämlich dem Erstarken führen, verhindert werden. Demokratie muss ein dynamischer Prozess sein.Sie ist ein permanent zu verteidigender Wert. Ständig in Bewegung und reagierend auf zeitnahe politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorgänge. Ist dies nicht der Fall und so ist es ja oftmals leider, dann bilden sich auf Grund vorenthaltender politischer Prozesse extremistische Randgruppen und diese bilden sich dann ihre eigenen Vorstellungs- und Meinungsblasen. Auf Grund u.a. des nicht nachvollziehbaren Vorgehens inklusive der Ergebnisse einer Handlungsweise einer Regierung. Wenn also keine Offenheit seitens der Politik und Wirtschaft etc. zugänglich gemacht wird, dann bleiben nur gedankliche unvollständliche kleine Brocken, die von den Menschen in Eigenregie wie ein fehlerhaftes Puzzle zusammengesetzt werden. Dies ist die größte Gefahr aller demokratischen anständigen und ehrlichen Prozesse. Es liegt in der Verantwortung aller Regierenden dies zu unterbinden. Unter anderem dadurch, wie oben beschrieben, aber auch indem man den Bürger Mündigkeit in seiner Meinungsbildung zugesteht, insofern sie sich ja nur aus dem bilden kann, was sich für sie als real darstellt.
Damit es eine tangierende Kurve zwischen ihrer Wahrnehmung und der tatsächlichen Vorgänge innerhalb eines Staates, meinetwegen auch dem Weltgeschehen geben kann, bedarf es also das gegenseitige Anerkennen. Dies wird wohl nur mit Ehrlichkeit und gemeinsamen Bemühen der Mitbestimmung, Diskussion und Debatten, das Integrieren beidseitig in Entscheidungen und den gegenseitigen Respekt erreicht. Die Ehrlichkeit von Regierungen also, entscheidet darüber, ob die Bürger und damit die Wähler sich eingebunden und angenommen fühlen, oder nicht. Daneben bedarf es dringend und fortlaufend die Aufarbeitung undemokratischer und vergangener Fehlpolitik, sowie totalitärer Systeme. Zum Beispiel der Diktatur des Nationalsozialismus, dessen Aufarbeitung bis heute nicht oder kaum stattgefunden hat. Ansatzweise, wenn man es gnädig sagen möchte.
Lotta Blau, 2020
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