Zwei Stadtkutschenpferde
Da hatten sie nur noch sich
zwischen Autolärm, Dreck und Hektik
und lehnten sich erschöpft aneinander
und ließen sich miteinander nicht im Stich
sie trösteten ihre wehen Seelen
im Zaumzeug und im Stall
verbringen sie ihr ganzes Leben
als wäre die Ausbeutung und diese Qual
ihr ganzes Pferde-All
fern von Wiesen und Freiheit
nur beim Ziehen der Kutsche durch die Stadt
wofür der Urlauber dem Kutscher bezahlt hat
da träumen sie hin und wieder
ohne tägliche Maloche für das Kapital
sondern dass man sie als Lebewesen sähe
Mensch...siehe und fühle...verstehe...
der Blick aufs Geld verblendet die Welt
doch wir haben
in allem was den Tieren angetan
die Chance umzudenken
und
unser Herz zum Mitgefühl und Besseren zu lenken
Bild und Text Lott Blau
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Gerecht?
Wo sind all die Blumen
vor den Schlachthäusern?
zu viele
zu viele
zu viele
Namenlose
verbrannt in ihren Ställen
verunglückt im Transport
lebendig zersägt
wo sind all die Tränen
die bedauernd in die Erde sickern
Namenlose Seelen
drei Euro neunundneunzig
im Sonderangebot
niemand schaut sie an
niemand sieht ihnen in die Augen
niemand legt Blumen nieder
für all die Namenlosen
Lotta Blau
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Wir sind mit ihnen verbrannt ( Affen im Zoo)
Freiheit nie gekannt
das Leben verbrannt
kein Tag war Zuhause
hinter Glas fragende Gesichter
die Bitten an Scheiben gedrückt
Blicke getönt von Schatten der Zahlenden
die ihr Selbst immer noch nicht
im Gegenüber verstanden haben
im Tier
Millionenfach alle Jahre lebendiges Bildnis
einer kranken Gesellschaft
die Lebensgrundlagen zerstört
dafür die wilde Tierwelt in Glashäuser verschoben
damit man Gutes tut
für all das Schlimme
die letzte Hoffnung es würde sich eines Tages
die Freiheit und Brüderlichkeit auftun
in ihren Herzen gerodet, wie ihre Wälder
wir meinen zu kennen
zu wissen
nichts wissen wir als jenes
was wir so benennen
in den Metern
die Mauern und Zäune umschlingen
nach all der Zeit...all dem Bedauern
all den Tränen
geht es weiter wie zuvor
wir gehen mit ihnen um
wie wir mit uns umgehen
Glashäuser gespiegelt
in denen Tiere hausen
in seelischen Ketten
Lotta Blau
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38 Grad
38 Grad im Schatten
dich treiben sie die Rampe hoch
38 Grad im Schatten
du hast Durst
doch sie lachen bloß
38 Grad im Schatten
du kannst nicht mehr
willst dich nur noch legen
doch das geht nicht
denn es ist kein Platz
ihr tretet euch gegenseitig
auf Köpfe und Latz
38 Grad im Schatten
du hast eine lange Reise vor dir
von dort nach hier
manchmal kannst was sehen
da trinken sie im Auto neben dir
38 Grad im Schatten
die Fahrerkabine hat ne Klimaanlage
38 Grad im Schatten
will niemand euer Weinen hören
als die Reise zu Ende war
hatten einige
schon lange eine andere begonnen
man hatte euch einmal ins Leben geholt
als Nachschub für den Fleischkonsum
doch nach ein paar Wochen schon
war eurer Leben bei 38 Grad im Viehtransporter zerronnen
in der Fleischtheke seid ihr trotzdem gelandet
und nach Ablaufdatum zum Teil im
Abfall gestrandet
38 Grad....
Lotta Blau
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