Ein-Sichten
Es gibt Momente, die sich in das innere Bilderbuch setzen und dort verharren. Sichtbar, jederzeit. Die großen Unvergessenen. Die, die man wiederholen möchte, dies aber unmöglich ist, wenn weitere Personen daran beteiligt waren. Es wäre dann nur eine Nach-Konstruktion. Diese Momente halten die innere Zeit zusammen, denn sie bleiben unverrückbar. Keine Uhr kann sie zurück oder weiter treiben. Wohltuend bleiben sie auf ihrem Platz der Erinnerung. Es gibt jedoch auch Momente, die man ändern möchte. Die durch das Gewissen rieseln wie Sand in einer Uhr. Sie rufen immer wieder das ins Gedächtnis, was man vielleicht heute anders machen würde. Ein anderes Wort, ein Lächeln, einen liebevollen Blick, eine Hand, die man reicht. All das konnte vielleicht gerade in jenem Moment nicht gegeben werden, weil ein Schmerz auf dem Lippen saß, das Herz umklammerte, die Augen auf diesen Schmerz ihren Fokus hatten, die Hand dabei war, das eigene Herz mit der Hand zu beruhigen, es zu trösten. Geht es nicht vielen Menschen so? Sie gehen in ihrem Schmerz tagein und tagaus spazieren und versuchen ihn irgendwie zu bewältigen oder zu verdrängen.
Das Leben will ständig in Balance gehalten werden, in und um uns. Das ist eine der Aufgaben, so glaube ich, die wir haben. Das ist mühevoll, denn es ist eine ständige Herausforderung, es ist aber auch ein Aspekt des Glücks, weil es uns Sinn gibt, einen der vielen. Es gibt so viele Aufgaben, die zu bewältigen sind, die Sinn machen und darum den Sinn des Lebens bezeugen. Das Leben wurde jedem Menschen ungefragt gegeben. Diese Frage, ob man überhaupt geboren werden wöllte, kann nicht gestellt werden. Sie ist auch nicht zu beantworten, denn kein Mensch kann die Welt kennen, in die er geboren wird. Entstehen so die unbewussten Enttäuschungen in uns? Was wissen wir? Viel zu wenig, jedoch, dass Traumata vererbt werden, das schon. Der Mensch nimmt also Enttäuschung und all das Negative anderer Generationen schon im Mutterleib wahr, beziehungsweise es prägt bereits. Das wäre die logische Schlussfolgerung. Nun kann jeder Mensch seine Gene steuern, kann sie aktivieren oder abschalten, je nach Lebensstil. Ernährung, Bewegung und positive geistige Betätigung, wie zu meditieren oder das positive Denken zu trainieren. Das weiß die Wissenschaft heute. Niemand ist also verdammt dazu, wenn gewisse genetische Risiken auf eine kommende Krankheit erkennbar sein könnten, dass dieses auch Wirklichkeit wird. Gerade ist dazu ein gutes Buch von DR. Strunz herausgekommen: Der Gen-Trick. Generell für alle Menschen zu empfehlen, egal ob eine genetische Belastung in der Familie ist, oder nicht. Es hilft zu verstehen. Ob Depressionen, Alzheimer oder Krebs-Ängste. Übrigens gibt es einige Bücher, von ihm, die die Ursachen und das was jeder tun kann, erklären. Immer fundiert und mit Angabe von Quellen, und natürlich mit all seinen Erfahrungen als Mediziner verknüpft. Dadurch schafft sich auch eine innere Balance in uns, die aufatmen lässt und Auswege und/ oder Linderung aufzeigt.
Balance, die wir brauchen, die alles Leben, was existiert, braucht. Zwischen Ordnung und Chaos beständig das zusammenzubringen in und um uns. Die Fehlentscheidungen, die wir aus fehlender Erfahrung treffen, zu korrigieren, insofern das möglich ist. Wenn nicht, dann sich dieses bewusst zu machen, dass Schuld hier das Falsche ist, mit dem sich nur bestraft wird, aber diese Bestrafung ist falsch, da eben die Voraussetzungen einer möglichen richtigen Entscheidung nicht gegeben waren. So geht das das ganze Leben. Immer diese Balance wieder herzustellen und zu bewahren. Sich damit zu befassen und sich selbst damit die Einsicht zu schenken, dass wir unvollkommen bleiben. Es ist ja so, dass Fehlentscheidungen viele Menschen jeden Tag bedrücken, ja sie niederdrücken. Darum besteht ein Sinn des Lebens darin, dies in Balance zu bringen.
Sich verstehen, andere verstehen. Brücken bauen durch Eingeständnisse. Ja, es geht: Auch sich selbst kann man verzeihen, indem man versteht, dass Fehler aus fehlenden Erfahrungen geschehen können. Auch, wenn wir aus der Intuition heraus vieles direkt meistern und richtig entscheiden, so ist eben auch das Gegenteil möglich.
Wir sind in uns Chaos und Ordnung, wir sind Kopf und Gefühl, sind Logik und Intuition, sind uns bekannt und unbekannt- ein ganzes Leben- lang.
Lotta Blau/ 2025
Bild: Nach den finsteren Zeiten wird Licht/ Lotta Blau/ 2025/Gouache 50X70