Die Revolution der Tiere
Schon lange waren sich viele Tiere einig. Es war kein Leben mehr für sie auf der Erde denkbar. Der Mensch, eigentlich selbst einer von ihnen, mordete und quälte sie - seine Schwestern und Brüder.
Er fühlte sich als Oberhaupt und wo immer er mit Tieren zusammen kam, hatte er - bis auf einige Ausnahmen - nichts Gutes im Sinn.
Eine sehr, sehr lange Zeit hatten die Tiere Geduld und versuchten dem Menschen ihre Liebe und Freundschaft zu vermitteln. Doch der Mensch nutzte diese guten Herzen aus. Oftmals auch mit sehr viel übler List und stets zu seinem Vorteil.
Die Tiere hofften, ihn der sich als König der Welt fühlte, umzustimmen, doch es war vergeblich.
Nachdem nun verkündet wurde, dass die Jagd auf einige Tierarten wieder erlaubt sei und das ganze Elend weiter seinen Lauf nahm, versammelten sich die Tiere und besprachen, was sie und wie sie etwas ändern könnten.
Wie sie es auch drehten und wendeten...es kam keine Lösung zustande, denn bei jedem Ansatz folgerte man: Der Mensch wird bleiben, was er ist. Es gibt so viele, sagte die Eule dann, die es nicht interessiert, was in der Welt passiert und mit seinesgleichen, wie wollen wir dann hoffen, er würde sehen, was er uns antut? Die Menschen interessieren sich nicht einmal für das Unrecht der Welt, schalten es aus, wie einen Fernseher, und weiden sich lieber in dem, wobei sie sich nicht ändern oder wobei sie nicht denken müssen.
Sie sind schreckliche Lebewesen - ich möchte nicht so sein, wie
sie, sagte der Hirsch. Ich möchte nicht aus Spaß andere Lebewesen töten und mich an ihrer toten Seele erfreuen oder gar ihren Kopf über mein Sofa hängen. Ja, ja...sagte der Fuchs. Ein paar Wenige interessiert das, aber die andern nicht.
Gestern, spricht der Wolf aus dem Unterholz, habe ich meinen Bruder schwer verletzt in einer Falle gefunden...er hat es nicht geschafft. Der Mensch hat sich daran erfreut, wie er starb.
Es ist kein Platz mehr für uns hier - auf der Erde. Was sollen wir tun?
Alle Tiere redeten wild durcheinander...jeder erzählte jedem von seinen Unmut und dem, was er Schlimmes erlebt hatte. Es war ein einzig lautes Gebrüll und wurde immer aufgeheizter und gereizter. Je mehr sie einander erzählten, was der Mensch ihnen angetan hatte, umso mehr wurden die Tiere wütend.
Da stellte sich die beinah Kleinste nach vorne und sagte: Seid still! Kommt...gehen wir und zaubern wir uns eine neue Welt mit unserer Revolution. Wir stürzen den Mensch von seinem Thron...wir holen uns seine Krone, die er meint zu besitzen.
Da liefen die Tiere los, wütend und voller Tatendrang endlich ein Leben zu können, was ihnen zusteht. Endlich in Frieden miteinander und ohne Hass, Tod und Gewalt. Endlich respektvoll mit dem, was sie nährte und was sie liebten.
Alle Tiere der Welt schlossen sich an. So marschierten sie um den Erdball durch alle Länder. Riesig war dieser Marsch und wurde immer umfangreicher.
Wo sie hinkamen vertrieben sie die Menschen und holten sich ihre Welt zurück. Stellten das Gleichgewicht der Natur wieder her. Dort, wo kein Mensch mehr ihre Wege kreuzten kehrte Liebe und Freude ein. Waren nun Freundschaft und Glück daheim und ein unbeschwertes Leben für die Tiere. Zum Schluss hatten sie alle Menschen auf einen einzigen Fleck Erde getrieben. Darum bauten sie eine riesige und unüberwindbare Mauer, worin sie den Menschen leben ließen. Sozusagen des Menschen Welt in der Tierwelt, jedoch nicht mehr gefährlich für die Tiere.
Nun waren die Menschen sozusagen im Exil vor den Tieren und alles hatte sich umgekehrt...Die Tiere waren aber im Gegensatz zum Menschen nicht rachsüchtig oder nachtragend...sie ließen die Menschen in ihrer Welt in Ruhe...und brauchten noch nicht mal Sorge haben, dass sie eines Tages wieder in ihrer - der Tierwelt- sein könnten.
Denn der Mensch rottete sich gegenseitig wie von allein aus...führten weiter Kriege gegeneinander, andere schauten wie gewohnt weg, wieder andere stachelten dazu an, sich noch mehr gegenseitig zu hassen. Ein paar Wenige grenzten sich von diesem Hass ab und gründeten innerhalb des Menschen Welt eine neue, die friedlich und gerecht war - ohne Hass und Kriege, ohne Morde und ohne Hunger oder Leid.
Die Tiere und Pflanzen aber lebten fortan in Frieden und Glück. Durch ihren Zusammenhalt und ihr Verständnis zueinander hatten sie es geschafft und sich befreit...
Lotta Blau, 2018
Bild:free