Die (ER)Findung des Menschen
(...) Ob wir jemals auch in uns selbst auferstehen, uns über uns bewusst werden. Ob wir jemals - trotz wir unser Gehirn nur zu einem geringen Anteil nutzen – in die immer noch blinden Flecken dessen eintauchen können, um überhaupt erst einmal zu werden. Was sind wir eigentlich bis heute, wenn wir doch noch immer so unvollständig sind? Wir ständig nach technischem Fortschritt eifern, wir suggeriert bekommen, das schneller, weiter, höher, gesünder, schlanker, besser die Maßstäbe seien? Statt unserer Bestimmung des Ganzen, des Einheitlichen in uns und um uns, zu folgen. Verbindungen zu spüren. Ja, was spüren wir? Und was erspüren wir?
Statt uns zu öffnen verriegeln und vermauern wir uns dem Lebendigen gegenüber. Freilich, dem natürlichen! Tod muss auch gehuldigt werden, denn was wären wir ohne ihn? Ohne dieses Wissen, dass eine begrenzte Lebenspanne vor uns liegt? Nehmen wir einmal an, es gäbe tatsächlich ein menschliches ewiges Leben auf Erden. In der Tierwelt gibt es das ja. Lebewesen, die sich selbst reproduzieren und es gibt ja auch bei ihnen durchaus nachwachsende Gliedmaßen oder Zähne, wie bei gewissen Haiarten. Aber denken wir einmal, was das für den Menschen bedeuten würde, wenn er wüsste, dass sein Leben niemals enden würde.
Sozusagen könnte ihm, übertrieben gesagt, nichts etwas anhaben. Was meinen Sie, wäre die Welt eine andere? Und wie könnte sie aussehen? Besser oder gar noch schlimmer? Nun will ich auf keinen Fall den Fokus auf den Tod lenken, sondern auch das Leben bewundern. Denn es ist doch ein Wunder, nicht? Mag sein, dass dieses Wort ausgelutscht ist, aber das ist mir egal. Es beschreibt doch am Ehesten auch das noch im Verborgene Liegende. Ein Glück! Es wird immer etwas bleiben, was dem menschlichen Geist ein Schnippchen schlägt. Selbst dann, wenn er es noch so unerbittlich lösen will, dieses und jenes Geheimnis des Lebens, so wird er daran immer wieder scheitern. Wer überhaupt sagt denn, dass das, was wir für wahr und bewiesen erachten auch so ist? Man denke nur einmal, dass die Erde mal eine Scheibe war...Denn der Mensch erklärt sich seine Welt aus seinem Kopf! Sicher, mit Hilfe von Technik. Jedoch ist auch diese aus dem Kopf entstanden. Alles fußt auf seinen eingeschränkten Fähigkeiten, die zudem, wie geschrieben, nicht einmal umfassend sind. Was für eine Ein-Bildung!
Vielleicht sähen wir die Welt ganz anders, als wie wir sie sehen, wenn wir sie sehen könnten, wie sie vielleicht tatsächlich ist und aussieht. Vielleicht haben wir auch die Chance verpasst unsere Herzintelligenz zu bilden, statt uns immer nur auf den Kopf zu konzentrieren. Ich denke und fühle, also bin ich...und was ist mit dem Unbewussten, was mit dem Unterbewusstsein, was mit dem Ultrakurzzeit,-dem Kurzzeit, dem Langzeitgedächtnis? Was mit dem Zellgedächtnis? Das Leben besteht aus Bausteinen, wie das Denken auch. Ergo auch die Wissenschaft.
Ich taufte es einmal in einem Text als: Bausteindenken. Erkenntnisse aufbauen, abbauen, neu zusammensetzen, verwerfen, andere hinzu formen. Austausch und Kommunikation. Leider ist heute einiges schon erstarkt. Besonders stößt mir das heute so gerne benutzte Wort: Experten auf! Es suggeriert ja, dass ein Experte allwissend ist, zumindest im jeweiligen Metier. Also ein Anspruch auf die absolute Wahrheit besitzt und jegliche Kritik daran, jedes Diskutieren, ausgeschlossen wird. Das ist wahrlich ein Unding! Ja, eine Dummheit!
Ja, wer weiß...heute leben wir (mal wieder) in einem unnatürlich produziertem Chaos. Wenn ich in diesem Zusammenhang Gott erwähne, so deshalb, weil Gott für mich das Ganze, Makro wie auch Mikro ist. Das Göttliche ist für mich das Gewissen in uns. Ich habe einen Text geschrieben, in dem es einen Gott Juri gibt. Zumindest in der Kopfwelt eines Schachspielers. Er bildet es sich so ein. Doch Juri wird es später aufklären. Gott will er nicht sein und ist er auch nicht, aber das Göttliche – das Gewissen – das schon. Und das Gewissen ist kein lineares Gebilde, so wenig, wie der Mensch das ist, auf das man ihn reduzieren kann. Sondern es verändert, formt sich. Es lernt und und muss sich oft behaupten, zum Beispiel gegenüber dem Gehorsam. Es agiert gern mit der Vernunft, als gewissenhafte Eigenschaft, aber sträubt sich gegen eine Vernunft ohne Gewissen, als blanke Ausführung und Folgsamkeit. Weder also ist Vernunft zunächst gut, noch böse. Es kommt auf die Symbiose der Sinne an. Jenes, also, das unter anderem in den Kriegen unterdrückt wird, ausgeschaltet und abtrainiert. Also nur noch blanker Gehorsam übrig bleibt. Manipulation, psychologische Kriegsführung als Grundlage.
Natur, also auch das Ganze, bis zum Kleinsten ist mein "Gott". Wenn man so will, ist es eine Art etwas zu bezeichnen. Als eigentlich perfekt, würde der Mensch nicht permanent hineinpfuschen. Lässt man die Natur nur machen, dann würde sie sich selbst erhalten. Es ist eine Bezeichnung des Lebens, aber auch der Vergänglichkeit. Die Natur erschafft sich aus sich selbst heraus, regeneriert sich, gleicht aus oder verschiebt auch schon einmal. Es gibt durchaus auch eine Unterbrechung des Kreislaufes, nämlich dann, wenn zum Beispiel Pflanzen oder Tiere aussterben. Das All ist und war sehr produktiv.
Der Mensch kann sich vielleicht eines Tages selbst (er)finden, indem er beginnt zu begreifen was er ist und was nicht und auch was er war und werden könnte.
Bild: Schau einmal an! und Textauszug Lotta Blau, 2022