Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Das Einhorn, das einmal das Leben rettete

Vor langer, langer Zeit lebte einmal ein Einhorn in dieser Welt, die heute immer dunkler wird und einmal droht alles Helle zu verlieren. So war das Leben nicht gedacht und alles begann aus dem Gleichgewicht zu laufen.

Immer häufiger wurde es dunkel. Doch es war nicht die gewöhnliche Dunkelheit. Immer öfter blieb das Sonnenlicht aus, ruhte weiter der Mond über der Welt und auch dessen Schimmer wurde immer blasser. Die Sterne, die einst funkelnd die Nächte küssten, waren nun überdeckt mit schwarzem Rauch. Der kam von einem bösen Zauber, den einst eine Macht über die Welt gelegt hatte. Diese Macht durchströmte alles und war aus den schlechten Eigenschaften der Lebewesen entstanden. Irgendwann war es so viel, dass diese auslöschende Macht die Oberhand gewann und seitdem versuchte das Leben zu vernichten.

Immer weiter verbreitete sich dieser Rauch und vergrub alles Licht in sich. Gefangen hielt er alles Helle und war auf der Lauer nach den letzten Strahlen.

Das Einhorn wusste um diese Macht und doch wusste es keinen Rat. Es spürte das baldige Löschen allen Lebens auf der Erde.

Bald schon wusste niemand mehr, ob es eigentlich gerade Tag oder Nacht war, bald schon wusste kein Baum mehr, ob es Frühling oder Winter, bald kein Tier ob Herbst oder Sommer, denn die Dunkelheit brachte alles durcheinander.

Bald gab es dadurch kaum noch Nahrung, denn es verließ alles Leben die Kraft und Energie und nichts gab mehr irgendwas her.

Auf Futtersuche entdeckte das Einhorn eine Höhle. Es wollte schon neugierig hingehen, da hörte es ein Wimmern.

Ach...ach....wimmerte es aus der Höhle...ach, wenn mir doch nur jemand meinen Stern zurückbringen könnte...ach, ach...die Welt ist so blind ohne ihn.

Das Einhorn überlegte, ob es was sagen sollte oder nicht und gab dann zurück:

Hallo? Wer ist da? Wer bist du?

Nach einer kurzen Pause sprach es zurück:

Ich bin das Dunkle und such meinen Bruder den Stern...der das Helle ist. Der schwarze Rauch, der Zauber, hat ihn mir genommen und weil man dachte ich sei das Unheil, hat man mich hierher verbannt. Ach...ach...könnt mich doch nur jemand verstehen, mich erlösen...ach, ach. Bald ist es zu spät, wenn der letzte Lichtstrahl geht.

Das Einhorn wurde neugierig.

Ich komme zu dir herein. Lass mich dich sehen, sagte es in Richtung des Eingangs.

Nein...nicht...ach, ach...rief es zurück. Komm nicht herein. Ich bin das Dunkle und du bist das Reine- du bist pure Liebe. Wenn du hereintrittst wirst du mich sterbend machen. Ich bin zwar die Dunkelheit, aber mir fehlt meine andere Seite und darum kann ich mich nicht mehr wandeln, wie einst. Wenn du zu mir kommst, werde ich so vergehen - dann habt ihr wieder Hell und Sonne...aber nie wieder Nacht, Mond und Sterne und es wird so sein, wie jetzt, nur eben genau andersherum. Den schwarzen Rauch aber können wir so nicht besiegen. Er wird nur noch mehr an Macht erlangen.

Aber wie kann ich dir helfen? Was kann ich tun, sagte das Einhorn.

Da gab die Stimme zurück: Es gibt nur einen Weg und du müsstest dafür sterben, denn du müsstest deine bewahrte Liebe und Güte, dein Licht - dein Herz opfern. Gehe dazu auf den höchsten Berg hinter dem Wald und rufe den schwarzen Rauch. Strecke dich ihm entgegen und rufe: Lass los und wandle dich zum Licht!

Der Mächtige wird dich hören und versuchen dich zur Flucht zu drängen. Bleib standhaft und beweg dich nicht, denn nur so zeigst du ihm, dass du nicht abweichst, sicher bist aus deinem Willen heraus das Licht zurück willst.

Da machte sich das Einhorn auf den Weg und musste zunächst durch die Dunkelheit des Waldes. Immer wieder lauerten dort dunkle Gestalten aus der Welt des Rauches und versuchten das Tier aufzuhalten und in Fallen zu locken.

Doch das Einhorn ließ sich nicht abbringen.

Endlich angekommen stellte es sich mit letzter Kraft auf die Bergspitze und rief die Worte in den schwarzen Himmelsrauch, dem Mächtigen.

Ein eisiger Wind blies sich darauf über den Berg und erfror sogleich alles, das in Eiskristalle zerfiel. Unheimliche Schwärze sprach mit verzerrter Stimme zum Einhorn:

Du...was willst du? Kehr um, bevor ich dich verschlinge. Ein besonderer Leckerbissen bist du für mich...dein Herz wird mir schmecken, nachdem ich es ausgelöscht habe. Sonst wird es ekelig...so voller Liebe und Reinheit.

Das Einhorn ließ sich nicht beeindrucken und bewegte sich nicht, wie ihm die Dunkelheit in der Höhle geraten hatte.

Das erzürnte den schwarzen Rauch noch mehr...Mach das du fortkommst - zum letzten Mal! Die Welt erzitterte unter diesen Worten und Vulkane brachen aus, ganze Berge sackten in sich zusammen. Kein Zweifel - es war alles längst in den letzten Atemzügen.

Das Einhorn aber blieb bewegungslos.

So...ich habe dich gewarnt, schrie der Mächtige und wallte sich zusammen- zum Untergang gewappnet. Berauscht davon sich das letzte zu nehmen und zu siegen.

Da rief das Einhorn alles zu Hilfe, was noch an Lichtschimmern da war. Den blassen Mond bat es auch zu helfen.

Alles restlich verbliebene Helle sammelte sich, verband sich zu einem hellen Schein, der nur noch ein Funke wurde. Den schickten sie zum Einhorn und ummantelte ihn, wie einen Schutz. Das machte die mächtige schwarze Macht nur noch zorniger und sie stürzte sich in ihrer Wut auf das Einhorn und verschlang es.

Das war die Stunde Null allen Lebens...das Nichts - es ward nichts mehr- als wäre nie was da gewesen. Unvorstellbar und eigentlich unerklärbar. Nur die Phantasie kann es erfassen und mit ihr das Herz. Dorthin kann keine Logik jemals ziehen...es entzieht sich jeglichem Kombinieren.

Es schien es gab kein Leben mehr, alles ausgelöscht und alles ward für einen Moment schwarzes Böses.

Als...ja, als sich ein winzig kleiner Stern seinen Weg durch diese böse Macht bahnte und ein kleines Herz begann zu schlagen, worin der kleine Stern sich niederließ. In diesem Moment begann das kleine Sternenherz seine Liebe aus sich hinaus zu pulsieren und das Geflecht dieser Gefäßbahnen wurde immer größer. Mit jedem Pulsieren wuchs aus dem Nichts eine neue Welt heran und verdrängte die schwarze Macht. Sprengte sogar ihre Hülle und gelangte ins Innere. Dort pflanzte es einen Sternenstrahl hinein. Daraufhin bäumte sich die Schwärze auf und stöhnte furchtbar laut. Dann zersprang sie in viele kleine schwarze Löcher. Seitdem versuchen diese Löcher permanent jegliches Licht in sich zu ziehen, um zu wachsen. Sie ziehen und saugen es an - auch wenn es weit weg erscheint, so wirken sie doch stetig bis auf die Erde hinunter.

Das Einhorn aber hatte seitdem einen Platz unter den Sternen bekommen. Man kann es bei klaren Nächten erkennen. Denn es gab wieder die gewohnte Nacht mit vielen Sternen, und morgens löste wieder der Tag das Dunkle ab. So, wie es einstmals gedacht und es wurde eine neue Chance für das Leben.

Lotta Blau, 2018

Bild:free