Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Die Blume im Glas

Es war einmal eine Blume im Glas. Sie war die einzige ihrer Art, die so heranwuchs. Alle anderen Blumen wuchsen im eher rauen Klima, das sie umgab, auf.

Die Blume im Glas fand sich als etwas ganz Besonderes und zeigte jeden Tag erneut, wie sie schöner und schöner wurde. Auch kräftiger und geradliniger. Ihre Blütenblätter leuchteten in den Tag hinein. Kein Sturm konnte ihr etwas anhaben, kein Gewitter ihre schönen Blätter treffen und kein Wasser sie ertränken.

Eine lange Zeit lebte sie so und war sehr glücklich, denn sie sah ja, was die anderen zu leiden hatten.

So verging eine lange Zeit. Die anderen Blumen mussten Stürme und Regen, Kälte und Hitze überstehen und wuchsen dennoch und wurden kräftig.

Eines Tages stieß die Blume im Glas gegen den Deckel. Sie war zu groß geworden und die Luft im Glas verbraucht. Auch hatte sie alle Wasserreserven aufgebraucht. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie hatte keine Kraft den aufgesetzten Deckel zu heben, um atmen zu können. Stundenlang versuchte sie es...doch ohne Erfolg. Zugeschraubt war er nicht- nur drauf gesetzt.

Da sagte eine Blume neben dem Glas stehend:

Kein Herz wächst besser

oder lebt gar länger

wenn es der Wind des Lebens nicht berühren kann

wenn alle Stürme vorüberziehen

Tränen nicht geweint werden können

wenn zwar Sonnenschein ins Glas gelangt

doch sich die Hitze im Schutz staut

wenn zwar die Schönheit und das Zarte erhalten bleibt

doch die kleinste Schwierigkeit nicht bewältigt werden kann

Du bist wunderschön anzusehen und kein Haar ist an dir gekrümmt. Wir - hier draußen - sind vom Leben geprägt und manches Blatt oder mancher Stängel ist nicht mehr ganz unversehrt. Doch siehe...wie kraftvoll wir uns in den Himmel und zur Sonnen strecken, selbst nach dem größten Unwetter richten wir uns wieder auf.

Das war manchmal nicht einfach und leicht, doch es gab uns das Nötige um zu überleben.

So sprach eine Blume zur anderen...so unterschiedlich und doch so gleich.

Die Blume im Glas aber konnte sich nicht mehr helfen, legte sich zu Boden und schlief sanft ein.

Lotta Blau