Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Ein Wissenschaftler spielt mit sich selbst Schach. Spielt für und spielt gegen sich. In der Nacht lassen ihn die zwei Seelen in ihm keine Ruhe und er beginnt ein Spiel. Sein Gewissen spielt eben so mit, wie auch sein tiefstes Finsteres, das der Macht nur all zu gern ergeben ist. In seiner Fantasie ruft ihn Juri, der Gott des Gewissens, an und sein Finsteres erscheint als sein Schatten und schlägt ihm ein Geschäft vor...

Ein Gott Namens Juri (Auszug) 2020

Es ist Nacht. Ein Spieler sitzt vor einem Schachbrett und seinen Figuren. Das Telefon schellt. Juri, der Gott, ist dran. "Sag die Wahrheit! Und nur die Wahrheit!"

Ein Spieler: Gott! Hast du mich erschreckt! Hast du es denn nicht gehört? Du hörst doch sonst alles? Wieso sollte ich dir antworten? Wieso sollte ich sie wissen, die Wahrheit?

Juri: Ich will sie von dir hören! Ich sah, dass du mit ihr ein Spiel begonnen hast. In welcher Schachfigur hast du sie versteckt?

Spieler: Der letzte Zug steht noch aus.

Juri: Du wirst dich am Ende selbst Schach - Matt setzen, weil du die Lügen spielen lässt. Für wen spielst du? Was ist dein Lohn dabei?

Spieler: Die Macht ist mein Lohn. Das göttliche Gefühl jederzeit ein Spiel zu beginnen. ( Er greift nach dem König und umklammert die Figur.)

Juri: Weltliche Gesetze sind grau. Du spielst Schwarz gegen Weiß und lässt die Figuren nach deinem Willen springen. Wieso zittert deine Hand?

Spieler: Nichts zittert! Du siehst etwas, was nicht da ist!

Juri: Ich sehe alles! Spiel nicht den letzten Zug mit mir! Denk nicht einmal daran! Es reicht, dass du dich über mich erhebst!

Spieler: Welcher Gott heißt eigentlich schon Juri? Fragt sich, wer hier der Spieler ist! ( Lacht!)

Juri: Du kannst lachen, aber es wird dir noch vergehen! Ich bin der Gott des Gewissens. Dein Gewissen. Offenbar ist noch ein Rest davon in dir - von mir. Es steht Wissenschaft gegen Wahrheit. Profit gegen Menschlichkeit in dir. Dein letzter Zug. Noch nicht absehbar. Du wirst noch darüber sinnen müssen.

Spieler: Du beförderst dich selbst ins Aus! Die Wissenschaft selbst ist die Wahrheit! Sie, und nur sie ist MEIN GOTT!

Juri: Du hast dich verkauft! Du hast dein Vertrauen in mich und in die freie Kreativität des Denkens verkauft! Du ahnst nicht...Komm mit! Ich zeige Dir etwas! ( Juri lässt innere Bilder im Spieler ablaufen - Lebens - Leinwand der Zukunft)

Spieler: Wie machst du das? Welche Technik benutzt du dafür? Du steuerst meine Gedanken...lass das! Aber interessant ist es. Stell dir vor...die Menschen werden eines Tages darüber kommunizieren.

Juri: Die Wissenschaft spielt Gott, aber sie spielt miserabel. Wissenschaft sollte Fragen fördern und offen gegenüber Fragen sein. Zu fragen, ist wie zu forschen. Es gibt keine Kulanz darin, nur ein Bestreben zur Wahrheit. Da sie nie ganz gefunden werden kann, kann es auch keinen Anspruch darauf geben. Jetzt schau...ich spiele dir deine Zukunft vor!

Spieler: Ich sehe weiteren technischen Fortschritt. Das ist gut!

Juri: Wirklich? Schau dich an. Schau um dich. Seh die künstlich erschaffene Welt! Siehst du nicht die vielen Armen? Siehst du nicht menschliche Hüllen, wie sie gehorchen und sich dem Dunklen verloren wissen. Sie atmen nicht mehr.

Ein Schattenbild entsteht an der Wand.

Schatten: Wer sprach vom Tod? Totes Fleisch...ich rieche es.

Juri: Verschwinde!

Schatten: Erst will ich den Spieler fragen. Sag, Spieler: Verrate mir doch den letzten Zug. Du kennst ihn doch schon längst. Ich gebe dir dafür auch was. Man braucht doch immer eine Rechtfertigung um Schändliches zu treiben!

Spieler: Wer bist du?

Schatten: Ich bin die Unterwelt. Die Schöne...Komm zu mir.

Spieler: Was willst du mir schenken?

Schatten: Es kommt darauf an, wie viel es mir wert sein wird.

Juri: Höre nicht auf ihn. Er ist auf Böses aus. Das letzte bisschen Anstand will er löschen.

Schatten: Komm zu mir...auf die Bühne.Schau nur...da ist sie! Schon da...die Bühne. Ganz allein für dich. Du kannst von oben herab besser sehen. ( Flüstert: Bevor es nach ganz unten geht...lacht laut)

Lotta Blau, 2020


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