Albert Schweitzer, in Liebe zu Mensch und Tier Erfüllung finden
Albert Schweitzer, geboren am 14.01.1875 in Kaysersberg/Oberelsaß, war ein hochsensibles Kind. Empfindsam nicht nur gegenüber Menschen, sondern auch Tieren. Erlebnisse prägten ihn und belehrten sein Gewissen sich nicht nur für die Menschen einzusetzen, sondern sich auch für die Tiere stark zu machen. So verfolgten ihn wochenlang Erlebnisse wie der Anblick eines alten hinkenden Pferdes, welches zum Schlachter unter Tritten und Schlägen getrieben wurde. Ein anderes Mal befand er sich auf der Pirsch mit seinem Jugendfreund Heinrich Bresch. Sie wollten Vögel mit kleinen Steinschleudern schießen. Albert brachte es nicht über sein Herz und verscheuchte die Tiere vom Baum, damit sie sicher seien vor dem Abschießen. Später hatte er sogar Mitleid mit den aufgespießten Würmern an der Angel und war angewidert von den zerrissenen Mäulern der Fische am Haken.
Dieses Verhalten ruft Nietzsches Begegnung mit einem geschlagenen Gaul ins Gedächtnis, den er schützend umarmte; aber auch zum Beispiel später Glenn Gould, der das Angeln hasste und extra lärmte, um die Fische zu verscheuchen. Albert ertrug kein Leid. Sein Wesen bestimmte ihn dagegen anzukämpfen. Da in der Kirche nur für den Menschen gepredigt wurde, erfindet Albert eine eigene Ansprache für Tiere und betet auch für sie.
Nach bestandenem Abitur studierte er in Berlin und Straßburg zunächst Philosophie und evangelische Theologie
Später, als Erwachsener, kritisierte er die Ethik. Seiner Meinung nach, befasse sie sich nur mit dem Menschen und verdränge, dass das Leben mehr bedeutet. Nämlich eine Symbiose von Mensch, Natur und den Tieren. Ethik an sich sei bestimmt durch Liebe, Hingebung, Mitleiden, Mitfreude und Mitstreben. Immer wieder rief er zu mehr Ehrfurcht vor dem Leben auf. Mit seinen Ansichten vom Leben stand Albert Schweitzer nicht allein, sondern hatte Vorläufer, wie den indischen Kaiser Asoka Vardhana, der das Gesetz der Ehrfurcht ausrief. Es bestand aus: Lauterkeit der Gesinnung, viele gute Taten, Mitgefühl mit Mensch und Tier, Freigiebigkeit, Wahrhaftigkeit und Reinheit. Oder auch Franz von Assisi.In seinen Predigten heißt es unter anderem :“Alle Geschöpfe der Erde lieben,leiden und sterben wie wir.“
Er hielt unter anderem Vorträge über Nietzsche, kannte aber auch die Werke von Descartes, Schopenhauer oder Kant, die er nicht minder kritisch sah. Schopenhauers Philosophie sei voller Inkonsequenzen, Descartes- Cogito ergo sum - gestatte in seiner Abstraktheit kein Verhältnis vom Menschen zum Universum. Über Kants Religionsphilosophie konnte er schließlich die philosophische Doktorwürde erlangen und schloss 24jährig seine Doktorarbeit über das Abendmahlproblem ab. Darauf folgten Schriften über Leben und Leiden Jesu, die zur Ernennung zum Professor der Theologie gipfelten.
Schweitzer, ein Sammler und Retter alter Orgeln, darunter war auch eine von Silbermann zu St. Thomas in Straßburg, schrieb über Bach. Fabrik gefertigte Orgeln, die die althergebrachten ersetzen sollten und immer mehr in Mode kamen, lehnte er ab. 1905 stellte er eine Studie über den Orgelbau fertig. Die Liebe zu den Musikinstrumenten hatte er wohl von seinem Großvater Schillinger. Das Interesse an Bach verband ihn auch mit der Frau des berühmten Komponisten Wagner - Cosima Wagner.
Mit dreizig Jahren begann er, um Arzt der Armen zu werden, ein Medizinstudium. Sein Ziel war Afrika. Dahin fühlte er sich berufen. „Arzt wollte ich werden, um ohne irgendein Reden wirken zu können.“(...) Die Armen und Mittellosen waren es, die ihm den Ansporn gaben nach dem medizinischen Doktorgrad noch zusätzlich Tropen-Medizin zu studieren. Ein Spital wollte er in Afrika errichten. 1913 war es dann soweit. Schweitzer und seine Frau reisten nach Äquatorialafrika in die Gegend vom Ogowe nach Lambarene. Der Fluss Ogowe gehörte damals zur Kolonie Gabun. Voraus hatten sie siebzig Kisten mit Medikamenten geschickt. Finanziert hatte er sich dies selbst, durch seinen Verkauf des Bachbuches, als auch durch Freunde aus dem Elsass, Frankreich, Deutschland und der Schweiz, die ihm mit ihren Mitteln halfen. Sein Vorhaben war dadurch nahezu zwei Jahre gesichert.
Churchill nannte ihn später „ein Genie der Menschlichkeit“.
1953 erhielt Albert Schweitzer den Friedensnobelpreis. Zu dieser Zeit erbaute er gerade ein neues Lepradorf.
Am 05.09.65 starb Schweitzer und wurde auf seinen Wunsch in der Nähe seines Urwaldspitals begraben.
Bild und Text Lotta Blau, 2007