Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Zwischentöne - Ludwig van Beethoven

Ludwig van Beethoven, geboren vermutlich am 16.12.1770 in Bonn (getauft am 17.12.1770), wurde früh von seinem Vater, Johann van Beethoven, musikalisch gefördert. Mit aller Strenge sorgte der Vater dafür, dass der kleine Beethoven musikalische Fortschritte machte. Täglich erhielt Ludwig Lehrstunden; neben anderen Musikinstrumenten auch auf der Violine. Schon damals mochte der Junge gerne abweichen vom strikten Üben nach Noten. Eigene Noten hatte er im Kopf, doch seinem Vater gefiel das nicht und als er Ludwig einmal dabei ertappte, wie er ohne Noten auf der Violine spielte, äußerte der sich: „Was kratzest du da wieder für dummes Zeug durcheinander? Du weißt, dass ich das gar nicht leiden kann, kratz nach Noten, sonst wird dein Kratzen wenig nützen.“

Doch Ludwig ließ sich nicht beirren. Immer wieder komponierte er nach eigenen Sinnen. Mozart sagte einmal über ihn: „Auf den gebt acht, der wird einmal in der Welt von sich reden machen!“

Beethoven setzte sich über damalige musikalische Konventionen hinweg.

Im Sinne seines Vaters war das Komponieren nicht. „Was sprudelst du da wieder, geh weg, sonst geb ich dir Ohrfeigen.“

Auf die Frage ob sein Vater seine freien Kompositionen nicht möge, ob die denn nicht schön wären erklärte der:

„Das ist nun was anderes, allein aus dem Kopf, dafür bist du noch nicht da, befleißige dich auf dem Klavier und der Violine, mach richtige Angriffe auf die Noten, daran ist mir gelegen; wenn du es einmal so weit gebracht hast, dann kannst du und musst du mit dem Kopf noch genug arbeiten.“

Sieben Jahre war Ludwig da gerade alt. Später wird er aus diesen Tagen neue Kreativität ziehen, um gegen seine zunehmende Taubheit anzukämpfen, denn alle Musik verbindet Kopf und Herz.

Niemand kann genau sagen, was es für eine Krankheit, was für ein Auslöser seine Taubheit verursachte, sicher ist nur, dass er als Kind an Pocken erkrankte. Die Narben in seinem Gesicht bestätigten dies.

Ob nun die Pocken, Syphilis,eine Erkältungskrankheit oder sogar die Gewalt seines Vaters gegen ihn die Ursache war, dass er mit 26 Jahren erste Hörstörungen hatte, lässt sich nicht mehr sicher sagen. Sicher ist nur, dass Beethoven unsagbar unter dem zunehmenden Verlust des Gehörs litt. So schrieb er an einen Freund 1800 :“Wie oft wünsche ich Dich bei mir, denn Dein Beethoven lebt sehr unglücklich; wisse, dass mir der edelste Teil, mein Gehör, sehr abgenommen hat, schon damals, als Du noch bei mir warst, fühlte ich davon Spuren, und ich verschwieg`s, nun ist es immer ärger geworden; ob es wird wieder geheilt werden, das steht noch zu erwarten, es soll von den Umständen meines Unterleibes herrühren; was nun den betrifft, so bin ich fast ganz hergestellt, ob nun auch das Gehör besser werden wird, das hoffe ich zwar, aber schwerlich, solche Krankheiten sind die unheilbarsten. Wie traurig ich nun leben muss, alles, was mir lieb und teuer ist, meiden ... Die Sache meines Gehörs bitte ich Dich als ein großes Geheimnis aufzubewahren und niemand, wer es auch sei, anzuvertrauen.“

Beethoven fürchtete den Spott anderer Musiker. Folgende Zeilen aus einem Brief zeigen, wie sehr er unter Druck stand.

„Nur meine Ohren, die sause und brausen Tag und Nacht fort, ich kann sagen, ich bringe mein Leben elend zu, seit zwei Jahren fast, meide ich alle Gesellschaften, weils mir nun nicht möglich ist, den Leuten zu sagen, ich bin taub, hätte ich irgend ein anderes Fach, so gings noch eher, aber in meinem Fach ist das ein schrecklicher Zustand, dabei meine Feinde, deren Anzahl nicht geringe ist, was würden diese hiezu sagen – um Dir einen Begriff von dieser wunderbaren Taubheit zu geben, so sage ich Dir, dass ich mich im Theater ganz dicht am Orchester anlehnen muß, um den Schauspieler zu verstehen, die hohen Töne von Instrumenten, wenn ich etwas weit weg bin, höre ich nicht, im Sprechen ist es zu verwundern, dass es Leute gibt, die es niemals merkten, da ich meistens Zerstreuungen hatte, so hält man es dafür, manchmal, auch hör ich den Redenden, der leise spricht, kaum, ja die Töne wohl, aber die Worte nicht, und doch sobald jemand schreit, ist es mir unausstehlich, was nun werden wird, das weiß der liebe Himmel... Ich habe schon öfter den Schöpfer und mein Dasein verflucht, Plutarch hat mich zu der Resignation geführt, ich will, wenn`s anders möglich ist, meinem Schicksal trotzen, obschon es Augenblicke meines Lebens geben wird, wo ich das unglücklichste Geschöpf Gottes sein werde.“

Neben der Taubheit litt Ludwig bis zu seinem Tod auch an Koliken im Bauch und Kopfschmerzen, die trotz Diätverordnung und Bädern nicht nachließen. Beethoven resignierte immer mehr und er trug sich sogar mit Suizidgedanken.

Am 06.10.1802 verfasste er das berühmte „Heiligenstädte Testament“.

Immer mehr zog sich der Musiker aus der Öffentlichkeit zurück und immer weniger vermag er seiner Berufung zu widmen – dem Komponieren.

Der Komponist Luis Spohr beschrieb Beethovens Klavierspiel: "Ein Genuss war`s nicht, denn erstlich stimmet das Pianoforte sehr schlecht, was Beethoven wenig kümmerte, da er ohnehin nichts davon hörte, und zweitens war von der früher so bewunderten Virtuosität des Künstlers infolge seiner Taubheit fast gar nichts übriggeblieben. Im Forte schlug der arme Taube so darauf, dass die Saiten klirrten, und im Piano spielte er wieder so zart, dass ganze Tongruppen ausblieben.“

Die Koliken wurden immer schlimmer. Beethoven wurde immer erdrückt von dem Schmerz und der zunehmenden Taubheit.

„Hätte ich nicht irgendwo gelesen, der Mensch dürfe nicht freiwillig scheiden von seinem Leben, solange er noch eine gute Tat verrichten kann, längst wär ich nicht mehr – und zwar durch mich selbst.“

1813 war sein rechtes Ohr komplett taub; auf seinem linken bestand nur noch ein Rest Hörvermögen. 1814 baute

Johann Nepomuk Mälzel vier Hörhilfen für Ludwig. Eine davon benutzt er; doch die Freude über geringfügige Besserung seines Gehörs durch die Geräte weilte nur kurz.

Beethoven kann sich nur noch schwer musikalisch mitteilen und legte darum zur besseren Verständigung seine

„Konversationshefte“ an. Vierhundert Stück wurden es bis zu seinem Tod.

Im Jahre 1820/1821 litt er unter einer Gelbsucht. Seine Leber hatte bereits einen schweren Schaden. 1823 kam ein schmerzhaftes Augenleiden hinzu und in den Folgejahren häufiges Nasenbluten. 1826 erkrankte Beethoven an Bauchwassersucht, kurz darauf an einer Lungenentzündung.

Der Komponist völlig am Ende seiner seelischen und körperlichen Kräfte schreibt sein Testament und empfängt die Sterbesakramente. Er fällt ins Koma und kämpft zwei Tage den Todeskampf.

Ludwig van Beethoven starb am 26.03.1827 in Wien.

Lotta Blau, 2007

Beethoven an seine „Unsterblich Geliebte“

Schon im Bette drängen sich die Ideen zu Dir, meine Unsterbliche Geliebte, hier und da freudig, dann wieder traurig, vom Schicksal abwartend, ob es uns erhört. – Leben kann ich entweder nur ganz mit Dir oder gar nicht. Ja, ich habe beschlossen, in der Ferne so lange umzuirren, bis ich in Deine Arme fliegen kann und mich ganz heimatlich bei Dir nennen kann, meine Seele von Dir umgeben ins Reich der Geister schicken kann. – Ja, leider muss es sein. – Du wirst Dich fassen, um so mehr, da Du meine Treue gegen Dich kennst. Nie eine andre kann mein Herz besitzen, nie – nie! O Gott, warum sich entfernen müssen, was man so liebt! Und doch ist mein Leben in W. so wie jetzt ein kümmerliches Leben. – Deine Liebe machte mich zum Glücklichsten und zum Unglücklichsten zugleich. - In meinen Jahren jetzt bedürfte ich einiger Einförmigkeit, Gleichheit des Lebens – kann diese bei unserm Verhältnis bestehn? – Engel, eben erfahre ich, daß die Post alle Tage abgeht – und ich muss daher schließen, damit Du den B( rief ) gleich erhältst. – Sei ruhig. Nur durch ruhiges Beschauen unsres Daseins können wir unsern Zweck, zusammen zu leben, erreichen. – Sei ruhig – liebe mich! – Heute – gestern – welche Sehnsucht mit Tränen nach Dir – Dir – Dir – mein Leben – mein alles! – Leb wohl! – O liebe mich fort – verkenne nie das treuste Herz

Deinen Geliebten

ewig Dein

ewig mein

ewig uns.

( Bis heute ist die Empfängerin unbekannt...)

10.02.1811 Beethoven an Bettina Brentano

Geliebte, liebe Bettine! Ich habe schon zwei Briefe von Ihnen und sehe aus Ihrem Briefe an die Toni, dass Sie sich immer meiner, und zwar viel zu vorteilhaft, erinnern. – Ihren ersten Brief habe ich den ganzen Sommer mit mir herumgetragen, und er hat mich oft selig gemacht; wenn ich Ihnen auch nicht so oft schreibe und Sie gar nichts von mir sehen, so schreibe ich Ihnen doch tausend mal tausend Briefe in Gedanken... Sie heiraten, liebe Bettine, oder es ist schon geschehen, und ich habe Sie nicht einmal zuvor noch sehen können, so ströme denn alles Glück Ihnen und Ihrem Gatten zu, womit die Ehe die Ehelichen segnet. – Was soll ich Ihnen von mir sagen? „ Bedaure mein Geschick!“ rufe ich mit der Johanna aus; rette ich mir noch einige Lebensjahre, so will ich auch dafür, wie für alles übrige Wohl und Wehe, dem alles in sich Fassenden, dem Höchsten danken.

An Goethe, wenn Sie ihm von mir schreiben, suchen Sie alle die Worte aus, die ihm meine innigste Verehrung und Bewunderung ausdrücken, ich bin eben im Begriff, ihm selbst zu schreiben wegen Egmont, wozu ich die Musik gesetzt, und zwar bloß aus Liebe zu seinen Dichtungen, die mich glücklich machen; - wer kann aber auch einem großem großen Dichter genug danken, dem kostbarsten Kleinod einer Nation!...Nun leb wohl, liebe, liebe B., ich küsse Dich auf Deine Stirne und drücke damit, wie mit einem Siegel, alle meine Gedanken für Dich auf. – Schreiben Sie bald, bald, oft Ihrem

Freund Beethoven


Lotta Blau, 2005