Peter Nitsche - Rebell gegen die Wegwerfmentalität - Recycling - Art
Lebensmittelretter, Flohmarkt-Gänger, Umgestalter bereits bemalter Leinwände, die Peter Nitsche dort aufstöbert oder auf dem Sperrmüll findet. Manchmal, so berichtet er mir, bemalt er sie dann auch schon einmal nachts nach einer Vorstellung oder, wenn er nachts wach wird. Er gibt den Leinwänden dann unter anderem im Sinne des Stückes, bei dem er als Schauspieler oder Regisseur agierte, neuen Sinn, neue Fragen vielleicht, oder Antworten.
Das Bild: danc'em to the ground aus: die edda drückt seine Begeisterung für Feen – und Geisterwelten aus. Seine Gedanken zum Malen umfassen auch etwas ganz Besonderes. So zuckert er seine Leinwände ein und brennt dann die Farben. So bekämen sie beinah eine 3D-Betrachtung. Auch hätte er schon einige Bilder verkaufen dürfen, sagt er. Seine Bilder sind oftmals mit kräftigen Farben gemalt und da seine Kunst quasi eine Recycling - Art ist, erinnert mich das sehr an Untergang und Aufstehen, an Sterbeprozesse, die gestoppt werden und ins Leben zurückkehren. Widersetzend dem Gehorsam, aufbegehrend gegen das Verordnete. Auch, wenn es schon auf den Abtransport gewartet hat, in die Grube der Müllautos, so rettet Peter Nitsche den Beginn eines Sinnbildes, eines Gedanken, der einmal begann ein weißes Stück Stoff zu bemalen.
BIld: danc'em to the ground aus die edda
Es braucht heute solche Retter! Lebensmittelretter, Leinwand-Retter, Lebens - Retter, Kreativ - Retter! Und es braucht Menschen, die Eigensinn beweisen und sich die Welt mit tieferen, kritischeren Blicken erklären. Auch, wenn vieles Unerklärbar bleiben wird, denn entweder fehlen die nötigen Informationen dazu oder aber weil es wichtig ist, das manches Verborgene auch verborgen bleibt. Vielleicht zum Schutz dessen, denn die Geschichte des Menschen zeigt, wozu er im Negativen fähig ist, aber auch, dass es immer noch Menschen, wie Peter gibt, die sich dem Gärungsprozess des gesellschaftlichen Verfalls in den Weg stellen. Gegenwart, wie Zukunft sollte Bewegung sein, denn stünde die Gegenwart still, so gäbe es logischer Weise auch keine Zukunft. In Folge, wird als auch die Zukunft wiederum keinen Stillstand bedeuten. Alles Leben ist Bewegung. Einer der Fragen dabei ist: Wohin bewegen wir uns? Zukunft bedeutet nicht zwangmäßig mehr Technik, sondern sollte mehr Menschlichkeit, mehr Würde, mehr Frieden, mehr Gerechtigkeit bedeuten. Mehr von dem, was Leben bedeutet, statt fortdauernd dagegen zu arbeiten. Erfindertum ist gefragt - FÜR das LEBEN. Besinnung auf das Wesentliche! Durchaus kann dabei auch das Unbegreifliche eine Rolle spielen. Ja, eigentlich muss es sogar, denn im Grunde strebt der Mensch danach seine Existenz zu begreifen. Bis heute hat er das leider noch nicht geschafft, denn sonst würden wir unter anderem nicht von Krieg zu Krieg, von Elend zu Elend durch die Jahre und die Welt ziehen. Jemand, wie Peter Nitsche mag seiner Zeit mit seiner Lebensansicht voraus sein. Allerdings...das Leben, inklusive den Menschen, immer mehr zu technokratisieren sollte kein Weg sein die Existenz zu begreifen. Es ist kein Weg das Herz leerzuräumen, wie eine verlassene Wohnung und den Kopf mit Unnützen, das Entfremdet, zu füllen und das Lebendige ins Abseits schießt. Nein...sondern schauen wir auf Peters Philosophie: neu zu formen, neues Leben einhauchen, es mit prachtvoller Farbe zu füllen und niemals dabei vergessen: zu fühlen, mitzufühlen im Zusammenspiel des Kopfes, ja eines Ganzen.
medea & jason
Mich beeindruckt aber auch die Sprachgewalt seiner Texte. Kürzlich las er meinen Text: Es gibt kein Heute mehr und ich war von dieser Überraschung stark beeindruckt. Las ich selbst auch schon Texte, sowohl meine, als auch für Gemeinschaftsprojekte, so berührte mich seine authentische auf den Text übertragene Erfassung meiner Aussage tief. Es ist noch einmal ganz anders einen Text zu hören, als ihn nur zu schreiben oder zu lesen. Nun zurück zum Recycler der Zukunft...
Hier ein Text von Peter, von ihm selbst gelesen: Dada Flüsschen:
Am Arsch vorbei und dann scharf links
Plötzlich hat mich die innere Armut erreicht. Dort, wo ich mir endlich mal Klärung erhoffte,
waren meine Fragen ordnungsgemäß beamtwortet worden; von Menschen mit Uhrinstinkt.
Timing nennt man das, glaube ich. Die nächste Bitte! Solche Situationen versetzen mich
immer in eine unordentliche Stimmung. Von irgendwelchen H-Milchgesichtern beleert zu
werden, ist keine Erfüllung. Es sind zu oft die farblosen Typen, die einem die Zukunft
ausmalen wollen. Wie denn, wenn die doch sowieso nur noch schwarzsehen?
Die Frau neben mir, ohne Gefühl in den Fingerspitzen, jammert, wie wenig sie das noch
begreifen könne. Ich weiß nicht einmal, was das überhaupt sein soll. So viele Arme, die nicht
mehr auf die Beine kommen! Da schweige ich mich vielsagend aus der Affäre. Wer das nicht
länger auf sich sitzen lassen will, muss halt aufstehen. Aber zu viele starren verträumatisiert
aus allem heraus, als gäbe es drinnen nichts mehr zu tun. Als gäbe es nicht mal mehr ein
Drinnen. Nur wenn ein noch kleineres Würstchen auftaucht, wird es sofort von allen Seiten
hemmungslos zugesenft, dann drücken sie wieder alle mächtig auf die Tube.
Ich sehe peterpanisierte Männer, die stolz geblieben sind, auf ihre Playmobilität. Sie
behandeln Probleme umgehend. Es kommt immer auf ein gutes Teaming an. Nur den richtig
Süchtigen geht das alles nicht mehr fix genug. Als Vorgesetzte pirschen sie sich gern von
hinten an. Es dirigieren die Taktlosen mit ganzen Stabsabteilungen, während das Casting für
die erste Geige anläuft. Da haben sich bisher aber nur Paukenspieler beworben. So wird die
Sinfonie was. Mangels Noten geht der gute Ton ohnehin flöten, da sinkt schon jetzt alles
durcheinander.
Manches wird mir hier zu intimitätlich, diese amerikomische Coolness, mit der wir unsere
Vergangenheit einlagern, in Cartoons und alten Beziehungskisten, in denen immer irgendwo
noch eine Ringelsocke herumliegt oder ein handfester Erinnering. Am besten verhält man sich
fortlaufend entgegenkommend, das ist einigermaßen populeer. Und wenn es mal nach dem
Berechtigungskot der Alphamännchen stinkt, hält man sich eben die Nase zu.
Tricksi Müller wirkt in der letzten Zeit leichter bekömmlich. Offensichtlich sucht sie einen
Typen zum Auflehnen. Mein Kollege Berger hat sich schon auf sie eingezwinkert, ein echer
Machto, der sich für das Muss aller Dinge hält. Ich finde das zu wenig des Guten, aber er
verführt sie nun häufiger mal aus und lässt sich das gastronomische Summen kosten, obwohl
er sonst sehr sparmsam ist. Tricksi scheint ein sehr ausnehmendes Wesen zu haben. „Mann
muss einfach was machen, aus seinem Leben“, sloganiert Berger gern und oft. Und dann
macht er einfach irgendwas. Manchmal mit aufgeweckten Freudenmädchen. Manchmal in der
Fankurve, wo alle so tun können, als wären sie gleich, in ihrem tausendkehligen Hass auf
Gegner und den schwarzen Mann. Oder mit Tricksi, der Sekretärin, von hinten. Aus dem
Vertrieb.
Ich dagegen mache lieber nix in irgendwelchen Bars, fühle mich niedergeschlagen wie ein
alter Boxer und rechne meine Freizeit in Liter um. Hier gibt es Barmixer, die wenigstens
einfüllsam sind, wenn ich mal meinen Schicksaal durchlüften muss. Dann saufe ich bis zum
restlosen Überfluss, auf der Suche nach dem unschätzbaren Mehrwert im Leben. Es muss ihn
geben. Schließlich wird er überall besteuert. Ich kapiere die Frauen, sage ich in eine beliebige
Richtung, nicht. Ziehe immer nur die Hoffnungslose. Aber es gibt hier keine, die meine
Blicke missverstehen könnte, das geschminkte Gesichtchen rümpfend, bis es aussieht wie eine
Faust. Es gibt hier nur den Barmixer, der mixt, und mich, der trinkt. Ein stilles Leben, und
keiner da, der es ausmalen will.
Berauscht stehe ich auf und schlendere zum Klavier, das mit offenem Maul auf mich zu
warten scheint.
„Es ist leider verstimmt“, ruft mir der Barmixer hinterher. Das auch noch!
@ cayucos peter nitsche 07/25/2010
Peter Nitsche ist ein vielseitiger Mensch. Aber lassen wir ihn selbst erzählen:
...geboren und aufgewachsen ganz im Osten Österreichs, in der Nähe des Neusiedlersees, mit Kräutern, Wiesen, Gekochtem, Gebackenem, in der Natur ,mit Hühnern und Schweinen.. Aufgewachsen, mit einer Oma, Gastwirtin und Kräuterfrau, die ihm die Vielfalt der Pflanzen öffnete, reiste er schon als Kind in vielen innere und äußeren Welten. Nach Pflichtschule, Abitur und Koch/Konditorlehre, Lehramt für Deutsch, Englisch, Physik/Chemie, Informatik und Freizeitpädagogik war er 20 Jahre im pädagogischen Bereich auf vielen Reisen, so zum Beispiel auch in Californien und Indien., und in vielen unterschiedlichen Projekten und Schulbereichen tätig. Das Zaubern mit Licht, photographieren, schien ihm in die Wiege gelegt zu sein. Als kleiner Bub bekam er eine Kamera geschenkt, die ihn heute noch begleitet wie eh und je. Ein Schatz, der es mit ihm schafft wie keine andere Kamera, es ihm immer mehr zu erlauben, einen Moment den er miterleben darf, in all seinem ALL- SEIN aus dem Bauch heraus, diesen einzigartigen Augenblick einzufangen. In diesem Tun ist es ihm ein wichtiges Anliegen, den Menschen im Spannungsfeld seiner Lebenswelten, wie immer sie gerade sein mögen, und wohin sie ihn auch führen mögen, zu begleiten. Daher auch ein künstlerisch-photographisches Studium in Wien. Derzeit lebt und arbeite Peter Nitsche als freier Photograph, performativ und als Schauspieler und Regisseur in Wien und beschäftigt sich auch mit dem Reisen in inneren und äußeren Welten des Theaters, den Dystopien, Lebenswelten der Stücke, Themen, Philosophien,... Bereits in der Volksschule im Stück "Peter Pan" und im Gymnasium kam er mit dem Theater in Berührung. In der Abiturklasse in der ersten größeren Sprechrolle in "Der Himbeerpflücker" u.a. Immer wieder führten ihn seine Lebenswege auf ganz unterschiedliche Bühnen.
So auch ins Improtheater in ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen, wie zb. "Theater der Unterdrückten". So auch in der Komparserie und als Darsteller in unterschiedlichen Produktionen in Theatern in Wien, Frankfurt,...
Im Bereich Film arbeitete er seit einigen Jahren in verschiedenen Produktionen wie:
Tatort "Spuren des Bösen" "Soko Donau/Kitzbühel/Berlin" "Love Machine" "Der beste Papa" u.a. vor und auch hinter der Kamera in versch. Bereichen.
Sein Credo als Mensch und Schauspieler: I do believe in immortality and the magic of theater. It is the most blissful haven for those who secretly put their childhood in their pockets and made off with it to keep playing until the end of their lives. And these havens often are hideouts and much much more...being a livingnomad, I love to reach a haven from "time to time", feeling the wild tenderness of every actual stage's caravanserey.
Produktionen 2019 Meister und Margarita Von Michail Bulgakow Akademietheater Wien, Künstlerische Leitung: Ene-Liis Semper, Tiit Ojasoo
Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt Burgtheater, Künstlerische Leitung: Frank Hoffmann Rolle: Jakob Hühnlein/Ludwig Sparr – (plus Gesang in Eunuchenstimmlage) Glaube Liebe Hoffnung von Ödön von Horváth Burgtheater, Künstlerische Leitung: Michael Thalheimer Rolle: einer der Präparatoren Die Ratten von Gerhart Hauptmann Burgtheater, Künstlerische Leitung: Andrea Breth Rolle: Eine (un) tote Ratte *medea extrem* frei nach Euripides doc t|ART|e ensemble,
Künstlerische Leitung: Peter
Nitsche Schauspielregie 2017 verschiedene Stücke und Präsentationen von unterschiedliche AutorInnen Improtheater / der Unterdrückten, Künstlerische Leitung: viele verschiedene RegisseurInnen Rolle: Obdachloser, Flüchtling,
Migrant, Soldat, Koch,... -
Requisite,
Photodokumentation,...
Künstlerische Berufserfahrung, u.a.
2017 laufend Burgtheater, Akademietheater, Staatsoper,... Schauspiel
Ausbildung, u.a.
Graduated 2019 Schauspielausbildung Schauspieler ( Weiterbildung )
Graduated 1992 Pädagogische Akademie
Haupt und Sonderschullehrer ( Studium )
Liebe Lotta, bisschen was zu mir:
Motivation letter
theater IST leben, in all seinen facetten. und gerade im hier und jetzt darf und wird
transformation in und aus sich geboren. wir künstlerInnen-menschen, und wir alle
sind es, wir dürfen und ich sags offen, wir müssen genau SO scheitern wie wir auch
strahlen. nur dann ist und wird publikum teil dieser transformation, die vorantreibt.
bühnen in dem sinn, wo einerseits die da unten die da oben und weit weg seienden mit
klatschen immer wieder leben in deren graue herzen einhauchen, sie werden weniger
und diese früher gelebte trennung verschwimmt auf dem weg ins tägliche
heute&morgen. in unser aller (künstlerischem) tun pocht das mutige herz
schauspielerInnen und zuschauerInnen in orgiastische welten geleitet, zu einen. und
diese theater des EINS-SEINS in aller buntheit und diversität, die mut, kraft,
unbändigkeit und auch können zeigen, führen uns in unsere ureigensten
schattenwelten, die wahren und unsterblichen bühnen des lebens. wer beginnt, seine
unzählbaren schattenzimmer zu betreten, schaut nicht mehr zurück und taucht in all
die theater ein, in denen unsere bisher unentdeckten inneren kinder uns an der hand
nehmend, aus dem el purgatorio unser divina commedia (der komfortzone) die dante
unbändig inszeniert, führt, wogegen schale staub - "denkwelten" längst charon den
zerbröckelnden letzten taler in den mund schoben, und die allerletzte fahrt über den
styx des vergessens in den hades der selbstauflösung nahezu schon vollenden. theater
& bühnen, chapeau nicht nur euren worten, die auch in meinem herzen brennen und
die mit meinen gedanken sich zum stetig wandelnden credo weben:
I do believe in magic and immortality of theater. It is the most blissful haven for those
who secretly put their childhood in their pockets and made off with it to keep playing
until the end of their lives. and these havens often are hideouts and much much
more...being a livingnomad, i love to reach a haven from "time to time", feeling the
wild tenderness of every living stage's caravanserey
um auf diesen wegen voranzukommen und zu lernen und zu erfahren, was immer mir
möglich ist, im austausch mit dem du ins wir, das ist meine motivation und tiefe
innere vision im sommer 2019 meine schauspielausbildung erfolgreich abgeschlossen zu haben.
Hier kann auch über Peter noch nachgelesen werden: https://literaturoutdoors.com/2020/07/01/mit-den-menschen-ins-morgen-gehen-peter-nitsche-schauspieler_wien-1-7-2020/
https://de.stagepool.com/cv/peternitsche/605629
Alle Rechte der Bilder und Texte @ Peter Nitsche