Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden

Aber das Glaubhafteste in uns ist vielleicht gerade das Unerreichbare.

Wir müssen ein Leben lang lernen frei zu werden. Den innersten Anarchisten der Sinne finden. Befreien von allen Zwängen. Uns selbst gebären. Es ist so gut, wie unmöglich. Utopisch, aber es treibt uns dieser (Irr)glaube, der noch nicht einmal selbst weiß, wie er enden wird. Aber das Glaubhafteste in uns ist vielleicht gerade das Unerreichbare. Denn könnten wir es erreichen, dann müssten wir lernen, diese Freiheit auch zu leben, zu zelebrieren und wären damit schon wieder am Anfang uns zu befreien. Also was bleibt, als weiterhin diesem Impuls in uns zu folgen, ihm zu dienen und nach ihm zu lechzen. Immer wieder zu erfahren, wie geknechtet man im Grunde ist, damit dieser Funken, diese Aufgabe, die uns doch auch Daseinsgerüst ist, nicht verglüht. Es muss Unerfüllbares geben, um Sinn zu geben. Die wundersamsten Utopien sind imstande sich selbst zu reformieren, wie in Endlosschleife. Sie existieren bereits in den Vorstellungen und kehren sich doch permanent wieder um. Das ist mitunter widersprechend. Aber das ist ja eben das Wertvollste daran - der Widerspruch seiner Selbst. Das sind tiefste innere Diskurse aller Ebenen, die lebensnotwendig sind. Wenn also die Vorstellung reift und sagt: Ich muss frei werden, dann darauf folgt: Es ist ein Gespinst dieses gänzlich zu erreichen, schon allein, weil der erste Atemzug abhängig von Normen macht, dann formt sich die Suche nach Auswegen und das ist eben ein Endlosprozess. Auch darum, weil wir Co-Existenzen und wir Wechselagierer sind.

Bild und Text Lotta Blau, 2021